Düsseldorf Neues Konzept: Stadtwerber auf Marketing-Tour
Ein neues Konzept fürs Stadtmarketing soll Mut machen, spitz(e) zu sein. Der Rat soll es noch im Frühjahr absegnen.
Düsseldorf. Sie nennen sich fröhlich „Die Drei von der Dachmarke“. Und wenn sie nicht gerade im Stadtmuseum sitzen, ihrem temporären Office, sind sie auf „Anker & Löwe-Tournee“, um Bürgern und Entscheidern ihre Erkenntnisse und Ideen einer möglichen Stadtwerbung nahe zu bringen — im wahrsten Wortsinn: Frank Schrader, Thorben Meier und Florian Bünning von der Düsseldorfer Marketing-Gesellschaft. Sie suchen die Nähe zum Publikum für den Begriff Nähe von und zu Düsseldorf als Konzept.
Ende vergangener Woche gab es schon eine Vorstellung im Museum, gekommen waren etwa 30 Interessenten. Anfang dieser Woche folgte die Präsentation vor den Experten des Düsseldorfer Marketing-Clubs. Auch bei den Düsseldorfer Jonges war das Trio schon vorstellig, ebenso bei den Top-Hoteliers der Stadt. Abgesegnet werden soll das Konzept vom Stadtrat möglichst noch im Frühling. Bis dahin sind noch Modifizierungen möglich.
Frank Schrader, Geschäftsführer der Düsseldorfer Marketing-Gesellschaft sieht es als seine Aufgabe an, „den Düsseldorfern Düsseldorf beizubringen.“ Wobei er weiß: „Dachmarke an sich ist schon schwierig. Da sind schon andere dran gescheitert. Für eine Stadt ist sie noch komplizierter.“ Ein Trost: Werbung für Duisburg oder Dresden zu machen, wäre noch schwieriger.
Schwierig wird es auch, wenn man die Bürger einbezieht, wo doch „die Düsseldorfer oft eine andere Vorstellung von ihrer Stadt haben, als die, die nicht aus Düsseldorf kommen.“ Dabei sind die so genannten Expats, die die Karriere für einen überschaubaren Zeitraum an den Rhein verschlagen hat, meist auch ohne Werbung begeistert. Sie wählten Düsseldorf sogar zu den Top 3, wenn es um Leben und Arbeiten geht, sozusagen gleichauf mit Welt-Metropolen wie Melbourne oder Vancouver.
Mit zahlreichen Leuten hätte man gesprochen, Bürgern, Entscheidern aus Wirtschaft, Tourismus und Politik, erzählen die kommunalen Werber. Das — nicht neue — Problem: Düsseldorf werde auch als unsympathisch wahrgenommen. Was man nicht sein will. Deshalb sagt einer im Urlaub lieber: „Ich bin Düsseldorfer. Aber ich bin gar nicht so.“ Deshalb kam wohl auch der Konzeptansatz „Showroom“ nicht so gut an. Dabei ist gerade dieses Klischee ganz nah an Düsseldorf. Damit hätte man spielen können, raunt ein Marketing-Mann im Hintergrund.
Was die Stadt sympathisch macht? Schrader: „In Düsseldorf nimmt man sich Genuss vor.“ Oder erlebt ihn spontan. Zitat: „Ich weiß nicht, was an diesem Abend passiert. Aber das ist ja gerade das Schöne.“ Attribute, die nicht neu, auch nicht exklusiv sind: Man dürfe sich dazusetzen und brauche sich dafür noch nicht mal schick anzuziehen. Motto: „In Düsseldorf kommt man schnell ins Gespräch und oft ins Geschäft.“ Schrader: „In Düsseldorf lernte das Bürgertum flanieren.“
Die kommunalen Kommunikationsstrategen schwärmen von Stadtwerbung als Aufforderung, Nähe zu leben, um Freiheit zu spüren: „In Düsseldorf ist man immer verbunden, mit der Welt und miteinander.“ Gelobt sei das „cosmorheinische Flair“. Dass dafür noch gute Fotos fehlen wird als Schwachpunkt wahrgenommen, der sich bis zur Präsentation auf einem Stand der Berliner Tourismusmesse ITB wohl nicht mehr beheben lasse, bedauert Schrader.
Überhaupt hätte man zugegebenermaßen lieber bei Null angefangen, das heißt, ohne das D mit den Doppelpunkten. Aber das wäre zu teuer geworden: „Allein was das gekostet hätte, alle Schilder von den Schulen abzuschrauben.“ Deshalb werben Tourismus und Verwaltung mit unterschiedlichen Symbolen. Ein Logo, einen Slogan als Klammer brauche man, heißt es, das sei eine werbewissenschaftliche Erkenntnis.
Was Düsseldorf brauche? Mut, spitz(e) zu sein, steht auf den Charts zu lesen. Schrader: „Hier wird schnell viel erreicht, ist vieles schnell erreichbar.“ Diese Nähe und die gleichzeitige Expressivität der Stadt sollen kein Widerspruch sein, sondern ein spannendes Konzept ergeben für „Deutschlands flächenmäßig kleinste Großstadt“, die so vieles ist — „auch Selfie-Hauptstadt“.
Die meiste Kritik am Kampagnenansatz kam bisher zur Kleinschreibung von Düsseldorf. Auch von den Profis vom Marketing-Club. Ansonsten reichten deren Reaktionen nach knapp zweistündigem Vortrag von „super“ (Heimatverein) bis „total falsch“ (Kommunikationsstratege). „Da müssen die noch mal ran“, murmelte ein alter Werbehase im Hintergrund.