Düsseldorf Neues Projekt: Junge Straftäter sollen Kurve kriegen
Das neue Programm von Polizei und Awo richtet sich schon an Kinder.
Düsseldorf. Düsseldorf hat ein neues Projekt, das junge Intensivtäter von der schiefen Bahn holen soll. Das NRW-Präventionsprogramm „Kurve kriegen“ gab es bislang an 13 Standorten — jetzt soll es auf 19 ausgeweitet werden. In der Landeshauptstadt kümmern sich Polizei und Awo künftig gemeinsam um die jüngsten Delinquenten.
Düsseldorf gilt seit Jahren als Modell für die erfolgreiche Bekämpfung der Jugendkriminalität. Die Zahl der registrierten jugendlichen Intensivtäter sank von 304 im Jahr 2004 kontinuierlich auf zuletzt 71. Allerdings: Bisher richteten sich Maßnahmen nur an strafmündige Jugendlichen ab 14 Jahren. „,Kurve kriegen’ schließt jetzt die Lücke zwischen den Kindern und Jugendlichen“, erklärt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. Denn: „Wir haben auch schon Achtjährige unter den Straftätern gehabt.“
Dazu stimmen sich bei „Kurve kriegen“ Polizei und Pädagogen ab. Der Jugendbeauftragte des Präsidiums, Kriminalhauptkommissar Frank Schier, teilt sich ab sofort ein Büro mit der Awo-Fachkraft Ruveyda Gül Cantürk. „Schneller kann man nicht reagieren“, ist er sicher. Erste Fälle haben die beiden schon: Etwa den 13-jährigen Kevin (Name geändert), der Anzeige erstattete, weil ein anderer Junge ihn mit einem Stein beworfen hatte. Bei den Anhörungen kam heraus: Kevin hatte seinen Kontrahenten aber zuerst getreten. Beim Nachbohren in der Familie stellte Schier fest, dass Kevin wegen Gewaltausbrüchen schon mehrere Schulwechsel hinter sich hat. Jetzt kümmert sich Gül Cantürk um ihn und die Eltern, erarbeitet mit ihnen gemeinsam Hilfen.
Die intensive Betreuung lässt sich das Land stolze 26 000 Euro pro „Kurve kriegen“-Kind kosten. Aber: Ein Intensivtäter, der nicht gestoppt wird, verursacht bis zu seinem 25. Lebensjahr bereits einen Schaden von 1,7 Millionen.
Die Wirksamkeit des Programms hat eine Studie im Auftrag der Landesregierung belegt: 40 Prozent der Teilnehmer wurden demnach überhaupt nicht mehr straffällig. „Das Projekt wirkt frühzeitig Kinder- und Jugendkriminalität entgegen. Und es ist wirtschaftlich“, bilanziert Innenminister Ralf Jäger (SPD).