Nicht-Krankenversicherte kosten die Stadt Millionen

Tausende Menschen in Düsseldorf leben ohne Krankenversicherung. Die WZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Düsseldorf. Wie viele Menschen ohne Krankenversicherung leben in Düsseldorf?

Obwohl sie seit 2007 Pflicht ist, gibt es auch in Düsseldorf Menschen ohne Krankenversicherung. Genau ist die Zahl nicht zu ermitteln. Experten schätzen sie auf mehrere Tausend.

Warum sind sie nicht versichert?

Die Gruppe der Betroffenen ist nicht homogen. Einige sind wohnungslos, andere EU-Armutsmigranten, die hier nicht arbeiten dürfen und keine Sozialleistungen erhalten. So zahlt niemand den Arbeitgeberanteil, die Menschen sind nicht versichert. Dazu kommen Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung. „Die größte Gruppe sind aber normale Düsseldorfer, die aus dem System gefallen sind“, sagt Dr. Carsten König, Leiter der Düsseldorfer Gesundheitskonferenz.

Diese Menschen sind häufig Selbstständige, die jahrelang privatversichert waren, dann in die Insolvenz geraten und die Beiträge nicht mehr zahlen können. Zusätzlich gibt es Menschen, die lange in der Sozialhilfe waren, nicht mehr arbeitsfähig oder über 65 Jahre alt sind. „Viele der Betroffenen hätten sogar Anrecht auf eine Krankenversicherung. Aber sie haben teils schlechte Erfahrungen mit Behörden gemacht und suchen nicht den Kontakt“, sagt König.

Welche medizinische Versorgung erhalten die Betroffenen?

Die Notfallversorgung gilt für jeden. Kein Arzt oder Krankenhaus darf jemandem die Behandlung verweigern, weil er nicht versichert ist. Bei kleineren Blessuren ist das allerdings etwas anderes. Deshalb verzichten viele Nicht-Versicherte auf den Arztbesuch, die Gesundheitsprobleme verschlimmern sich.

Wer übernimmt die Kosten?

Das Sozialamt übernimmt für mehr als 2000 Düsseldorfer, die sonst nicht versichert wären, die Kosten für die Krankenversicherung. „Für diese ist die medizinische Versorgung in allen Fällen sichergestellt“, sagt Hartmut Wienen vom Sozialamt. Wenn ein Patient aber nicht vom Sozialamt betreut wird und keine Versicherung hat, können Krankenhäuser oder Ärzte teilweise auf den Kosten sitzen bleiben.

Wie versuchen diese, das Geld wieder zu bekommen?

Die Ärzte aus dem Hilfsnetzwerk von Fifty Fifty arbeiten kostenlos. Die behandelnden Krankenhäuser versuchen, sich das Geld beim Sozialamt wiederzuholen. Das klappt aber nur, wenn sie nachweisen können, dass der Patient bedürftig ist und kein Einkommen hat. Das ist in vielen Fällen unmöglich, weil die Patienten oft keine Angaben über sich machen.

„Pro Jahr erreichen uns 600 bis 700 Mitteilungen der Düsseldorfer Krankenhäuser“, sagt Hartmut Wienen. Überwiegend handelt es sich dabei um Patienten, die über das Amt bereits versichert sind, bei der Behandlung aber bis auf ihren Namen keine Angaben gemacht haben. Für die Fälle, in denen das Krankenhaus auf den Kosten sitzenbleibt, hat der Bund vergangene Woche Geld zur Verfügung gestellt. Aber auch das wird nicht alle Kosten decken.

Was gibt die Stadt im Jahr für diese Menschen aus?

Die Stadt gibt nach Angaben des Sozialamts jährlich 18,6 Millionen Euro für die Übernahme von Behandlungskosten aus. Das Meiste geht für die mehr als 2000 über das Amt Versicherten drauf, für Krankenhäuser plant das Amt lediglich 53 000 Euro für solche Patienten ein, für die die Kliniken die Hilfsbedürftigkeit nachweisen können. Welche Kosten verursachen Nicht-Versicherte für die Krankenhäuser?

Darüber machen die Kliniken keine Angaben. „Wie die anderen Häuser äußern wir uns aus Datenschutzgründen nicht zu Patientenzahlen und Kosten“, sagt Mareike Dietzfelbinger, Pressesprecherin am EVK. Auch andere Häuser wollten gegenüber keine Zahlen nennen.

Was ist für die Zukunft geplant?

Trotz intensiver Beratung in der Gesundheitskonferenz gibt es aktuelle keine Lösung für Düsseldorf. „Im Moment ist das Thema für uns abgeschlossen“, sagt Vorsitzender Carsten König. Eine einzelne Kommune könne ohnehin nichts ändern. So sei es die Aufgabe des Städte-tages, den Bund um eine verbindliche Lösung zu bitten.