Bombenentschärfung: Ein ganzes Altenheim zieht um — für ein paar Stunden

Die Senioren des DRK-Zentrums müssen für die Entschärfung weichen.

Düsseldorf. Beruhigend streicht Ulrike Ackermann, Geschäftsführerin der Pflegedienste beim Roten Kreuz (DRK), der Seniorin im Rollstuhl über die Schulter. Die Frau weint bitterlich. „Es ist zu viel Aufregung“, sagt Ackermann. „Die Frau hatte die ganze Nacht nicht geschlafen.“

Dienstagmorgen müssen 90 Senioren aus dem DRK-Zentrum an der Ludwig-Beck-Straße ausziehen — zumindest für einen Tag. Denn ihr Heim liegt mitten im Gefahrenbereich A und somit in jener Zone, die für die Bombenentschärfung komplett geräumt werden muss. Für die vielen alten Bewohner ein gigantischer Stress. Doch während mancher Radfahrer an den Straßensperren mit den Augen rollt und „Oh Gott, das kann ja jetzt Stunden dauern“ seufzt, nehmen es die Heimbewohner aus Mörsenbroich mehrheitlich gelassen.

„Was sein muss, muss sein“, sagt Irmgard Lichtenberger resolut. In einem Rollstuhl wartet sie vor dem Altenheim darauf, zu einem der Rheinbahnbusse gebracht zu werden. Der große Aufwand kann die 88-Jährige nicht schockieren. „Ich bin ja Kriegskind“, sagt die gebürtige Breslauerin. „Ich habe schon so einiges erlebt.“

So wie Irmgard Lichtenberger fänden viele der Bewohner den Ausflug auch spannend, sagt Ulrike Ackermann. Die 68 Bewohner, die noch mobil sind, werden ins DRK-Zentrum Gerresheim gebracht. „Dort ist dann volles Programm“, sagt Ackermann. Nach dem Mittagessen seien Spielerunden geplant, zudem habe das Heim einen großen, schattigen Garten.

Laut Feuerwehr wurden aus dem Heim 22 weitere Bewohner zudem liegend transportiert — ins DRK-Altenheim in Reisholz. „Sie brauchen eine spezielle medizinische Behandlung“, erklärt Ackermann. Am Tag zuvor erst hat sie alle Instruktionen vom Krisenstab erhalten, um die Mammutaktion zu stemmen. „Das schafft man nur, wenn man alle Mitarbeiter im Boot hat“, sagt sie. Und die packen von frühmorgens mit an — bis die Senioren am Abend alle wieder wohlbehalten zurück sind in Mörsenbroich.