Operette zum Mitnehmen in der Altstadt von Düsseldorf
Music to go präsentierte Lehárs „Lustige Witwe“ im Kleinformat
Düsseldorf. Die populärere beschwingtere Schwester der Oper — die Operette — lebt zwar immer noch in vielen Herzen weiter, doch scheint sie bisweilen ein wenig ihre Unschuld verloren zu haben. Entweder wird sie überaus modern und oft gegen den Strich inszeniert oder sie verkommt zum einem vor süßer Sahne triefendem Schatten ihrer selbst, als kitschige Operetten-Show.
Weniger kitschig und überraschend pur konnte nun Lehárs Lustige Witwe mitten in der Altstadt erlebt werden. Auf dem Marktplatz vor einem gemischten Publikum, wie es dies nur dort geben dürfte. Gewiss, es saßen auch etliche Besucher auf den Bierbänken vor der kleinen schmucklosen Bühne, doch blieben auch viele Passanten einfach stehen, um dem zu lauschen, was da vor sich geht. Music to go präsentierte Lehárs wohl meist gespielte Operette in einem gut hörbaren Arrangement für Streichquartett von Raphael D. Thöne: im „Espresso-Format“. Das auf die zentralen Partien beschränkte Solisten-Ensemble versprach eigentlich profunde Professionalität: James Park, Gereon Grundmann, Agris Hartmanis, Désirée Brodka und nicht zuletzt Maija Tutova. Bei der Freude, die die kompakte Vorstellung bei vielen Zuhörern zu evozieren vermochte, mag man gar nicht daran denken, etwaige Haare in der Suppe, oder im Espresso — das passt hier vielleicht besser — suchen zu wollen. Eine charmante Idee, aber nicht wirklich neu.