Ordnungsdienst Die meisten Düsseldorfer zeigen sich beim Coronaschutz einsichtig
Düsseldorf · Der Ordnungs- und Servicedienst zieht eine erste Bilanz seiner Einsätze seit Mitte März.
60 Mitarbeiter des Düsseldorfer Ordnungs- und Servicedienstes (OSD) sind seit 18. März täglich im Dauereinsatz. Sie überwachen die sich immer wieder verändernden Bestimmungen der Coronaschutzverordnung des Landes. Auf den Straßen und Plätzen, in der Altstadt ebenso wie in den Stadtteilen sind sie unterwegs. Sie schauen, ob die Menschen genügend Abstand voneinander halten, müssen Menschenansammlungen auflösen. Und sie gehen den Beschwerden nach, die dem OSD telefonisch unter der Nummer 899-4000 von Bürgern gemeldet werden.
5300 Anrufer sind es seit Mitte März, sagt Holger Körber, Leiter des Außendienstes des OSD. Darunter sind viele, die sich einfach nur informieren wollen, und eben viele Lärmbeschwerden. Sogar über gut gemeinte Benefizkonzerte für die Nachbarschaft, wie beispielsweise kürzlich in einem Wohnblock am Fürstenwall. Doch da habe man schlichten können, sagt Körber.
Überhaupt betont er: „Wer sich einsichtig zeigt, dem droht kein Bußgeld.“ Die Stadt wolle und werde nicht „an Corona Geld verdienen.“ Körber sagt: „Wir stellen eine sehr hohe Selbstdisziplin der Düsseldorfer in den vergangene Wochen fest.“ Es habe auch nicht, wie in anderen Städten, Übergriffe auf seine Mitarbeiter gegeben.
Nach den OSD-Einsätzen seien allerdings seit 18. März 37 Bußgeldverfahren gegen Gewerbetreibende eingeleitet worden. So gegen Hotelbesitzer, die trotz des Verbotes Zimmer an Touristen vermietet hatten. Hier können Bußgelder zwischen 2000 und 4000 Euro drohen. Öffentlich gemacht hatte die Stadt auch den OSD-Einsatz in einem Hotel am Bahnhof, weil dort Prostituierte Freier empfangen haben sollen. 21 Verfahren laufen zudem gegen Gastrobetriebe, weil die OSD-Streifen dort Gäste angetroffen haben. Und die meisten Verfahren (158) wurden eingeleitet, weil es Ansammlungen im öffentlichen Raum gab. Welche Bußgeldstraßen die Betroffenen nun erwarte, kann Holger Körber nicht sagen. Das Land habe da leider keine genauen Vorgaben im Rahmen der Coronaschutzverordnung gemacht. Man müsse sicherlich abwägen, wie sich die Betroffenen verhalten haben und welche Gefährdung es für Dritte gegeben habe.
70 bis 80 Einsätze zählt der OSD täglich. Es gibt wenige Brennpunkte, einer dieser Hotspots ist allerdings die Freitreppe am Burgplatz. Sie musste mehrmals bei schönem Wetter, zuletzt am Sonntag, von OSD und Polizei geräumt und auch gesperrt werden. OSD-Dienstgruppenleiter René Jungnickel war dabei. Ihn treffen wir am Dienstag dieser Woche an der Freitreppe. Die Gitter zur möglichen Sperrung stehen bereit, doch heute wird es nicht soweit kommen. Es ist der erste regnerische Tag. Als am Mittag die Sonne wieder scheint, kommen wieder einige Menschen und setzten sich auf die Stufen. Jungnickel bittet sie, Abstand voneinander zu halten. Noch reicht hier eine freundliche aber bestimmte Ansprache.
Da die Lage am Burgplatz überschaubar ist, schließen wir uns nun den OSD-Mitarbeitern Kristina Schiffer und Max Biermann an. Sie starten ihren Altstadt-Rundgang auf der Kurze Straße. Es geht vorbei an geschlossenen Kneipen und auf der Straße ist es ebenso extrem ruhig. Das ändert sich auch an der sonst so belebten Bolkerstraße nicht. Nur an der Ecke Hunsrückenstraße muss Kristina Schiffer einen obdachlosen Mann ansprechen. Der hat sich vor einem Geldautomaten auf die Erde gelegt. Agressives Betteln ist laut Düsseldorfer Straßenordnung verboten. Der Mann packt seinen Sachen zusammen, setzt sich ein paar Meter weiter auf die Erde. Das wird geduldet.
Zwei Minuten später kommt es nun zu einem Einsatz in Sachen Coronaschutz. Vier Männer sitzen dicht an dicht an einem Baum auf der Bolkerstraße. Das sind zwei Personen zu viel. Die OSD-Streife spricht das Quartett an. Die Männer stehen sofort auf. Einer merkt allerdings an, dass doch Kristina Schiffer und ihr Kollege Max Biermann auch sehr nah beieinander stehen. Das hören die beiden mehrmals täglich, und werden nicht müde zu erklären, dass sie sich im Dienst befinden und sich dies nicht immer vermeiden lasse.
3,5 Kilometer zu Fuß geht es weiter durch die ziemlich leere Altstadt. Vorbei an einem Imbiss, dessen Mitarbeiter, wie die OSDler bemerken, vorbildlich das Geschäft mit den nötigen Abstandsmarkierungen und Plexiglasschutz an der Ausgabe betreiben. „Da haben wir noch kürzlich ganz andere Konstruktionen gesehen, manche hatten sich den Schutz mit Frischhaltefolie gebastelt“, erzählt Biermann. Der 24-Jährige sagt, im Sinne des Infektionsschutzes sei nun vieles besser geworden.
An einem Cafe am ausgestorbenen Rathausvorplatz werden die Getränke am Fenster ausgegeben. Hier trennt ebenfalls eine kleine Plexiglasscheibe Mitarbeiter und Kunden. Kristina Schiffer schaut sich das kurz an. Das sei okay, meint die 28-Jährige und sagt: „Man versucht, den Leuten das Leben nicht noch schwerer zu machen, als es schon ist.“
Es geht zum Heine-Platz und zum Alten Hafen. Hier gibt es heute keine Ansammlungen zu beanstanden. Nur in der Flinger Straße hat sich vor einem Geschäft eine Mini-Schlange wartender Kunden gebildet. Hier lockt der Räumungsverkauf mit Angeboten, doch noch in der vergangenen Woche war die Menschenschlange dort zehn Mal so lang. Überhaupt herrscht in vielen Läden, die ja erst wieder in der zweiten Woche geöffnet sind, gähnende Leere. Wie auf den Straßen.
Deshalb wechselt das OSD-Team nun den Einsatzort. Mit dem Wagen fahren sie nun zur Toulouser Allee und schauen, was im Maurice-Ravel-Park und auf dem dortigen Spielplatz an der Marc-Chagall-Straße los ist. Dort hatten sich zuletzt zu viele Menschen getroffen oder die Sperrung des Spielplatzes missachtet. An diesem Tag aber halten sich alle an die Regeln.
Auch ein einzelner kleiner Junge darf nicht im Sandkasten spielen
Weiter geht es nach Flingern. Noch am Montag hatte Max Biermann am neuen kleinen Mehrgenerationen-Spielplatz an der Luise-Rainer-Straße die Flatterband-Absperrung erneuert. Am Dienstag ist sie schon wieder abgerissen, doch als Biermann vorbeikommt, ist kein Mensch zu sehen. Dafür aber am nahegelegenen Kinderspielplatz. Der darf natürlich laut Coronaschutzverordnung nicht betreten werden, ein Schild weist darauf hin. Ein einzelner kleiner Junge spielt dort im Sand, während der Vater auf der Bank sitzt. Es tut der OSD-Mitarbeiterin leid, als sie dem Vater sagt: „Ich muss Sie bitten, den Spielplatz zu verlassen.“ Der Vater entschuldigt sich, sagt, dass doch kein anderer auf dem Spielplatz sei, geht aber dann zügig mit seinem Sohn davon.
Für Kristina Schiffer bleibt nun noch die Aufgabe auch diesen Spielplatz-Einsatz direkt mit den Worten „Person belehrt und der Örtlichkeit verwiesen“ der Leitstelle zu melden. Nach Paragraph 3, Absatz 1, Nr. 4 der Coronaschutzverordnung.