Kampagne „OptInk“ in Düsseldorf Tattoo als Symbol für Organspende

Düsseldorf · Statt Organspende-Ausweis eine Tätowierung? Im Rahmen der Kampagne OptInk können sich Spendenwillige kostenlos ein bestimmtes Symbol tätowieren lassen – auch in Düsseldorf.

Als bislang einziges Tattoo-Studio in Düsseldorf machen Marcel Flormann und Sandra Lipske (PQUS Tatts) bei der Aktion Organspende-Tattoo #OptInk mit.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Rund 10 000 Menschen warten in Deutschland derzeit auf eine Organtransplantation. Allerdings wurden 2022 gerade einmal 869 Organe gespendet, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation bekannt gibt. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Organspendeausweisen im vergangenen Jahr stark angestiegen, rund fünf Millionen Menschen haben einen bestellt.

In Deutschland zählt noch immer die Entscheidungslösung, wenn es darum geht, was im Ernstfall mit den Organen passieren soll. Der eigene Wille kann in Form eines Organspendeausweises oder einer Patientenverfügung festgehalten werden. Ist keine Einwilligung vorhanden, müssen die nächsten Angehörigen entscheiden.

Um auf das Thema Organspende aufmerksam zu machen, gibt es die Aktion OptInk des Vereins Junge Helden, der bereits seit 2003 allgemein darüber informiert: Mit einem kostenlosen Tattoo sollen Menschen gleichzeitig auch ihre Zustimmung zur Organspende symbolisieren. Über 200 Tattoostudios in Deutschland, Anzahl steigend, beteiligen sich daran.

Das Design hat der Tattookünstler Gara entworfen: Zwei Halbkreise und ein kompletter Kreis – die geometrischen Formen ergeben zudem die Buchstaben O und D für „Organ Donor“ (engl. Organspender). „Es ist sehr simpel gehalten, sodass es sich leicht in andere Designs integrieren oder um individuelle Wünsche erweitern lässt“, heißt es auf der Webseite der Kampagne. In Düsseldorf nimmt ein Tattoostudio an der Aktion OptInk teil: PQUS Tatts in Flingern. Dort tätowiert Marcel Flormann, der auch studierter Künstler ist, seit 2018 als Solo-Selbstständiger. Unterstützung im Administrativen bekommt er von seiner Verlobten Sandra Lipske. „Aktuell sind wir bei über 100 Anfragen“, erzählt sie.

In der Woche nach Ostern ist das Interesse stark gestiegen

In der Woche nach Ostern sei das Interesse stark gestiegen, seither gibt es täglich zehn bis 15. „Gestochen haben wir erst drei oder vier, da wir mit Terminvergabe arbeiten“, sagt Sandra Lipske. Für die kommenden Wochen und Monate seien aber bereits 40 bis 50 Termine vereinbart worden. „Die Nachfrage ist wirklich irre.“ Dabei seien die Interessenten ganz unterschiedlich, für viele soll das Symbol das erste Tattoo überhaupt werden. „Wir haben alle Altersklassen dabei und viele haben persönliche Motive, sich an der Aktion zu beteiligen“, sagt Lipske. Bei manchen gebe es eigene Erfahrungen – etwa Verwandte, die auf eine Organtransplantation angewiesen seien, viele möchten damit ein Zeichen setzen und die Aktion unterstützen.

Das Symbol selbst wird kostenlos gestochen, Individualisierungen und damit verbundene Entwürfe kosten bei PQUS Tatts extra. „Es ist zwar ein Verlustgeschäft, aber der gute Zweck steht für uns im Vordergrund. Die ausführliche Beratung, das Material und die Arbeitszeit fallen ja trotzdem an“, erklärt Sandra Lipske. Viele Kunden unterstützen den Tattookünstler per Trinkgeldkasse. Denn für Marcel Flormann war schnell klar, dass er an der Kampagne teilnehmen will: „Wir möchten damit ein Zeichen setzen und auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen.“

Der Hauptgedanke hinter der Kampagne, so erzählt Mitgründerin Anna Barbara Sum, sei es, Sichtbarkeit für das Thema zu schaffen. „Das Tattoo ist ein guter Konversationsstarter – sowohl in der Familie und im Bekanntenkreis als auch bei neuen Kontakten“, sagt Sum. Ersetzen soll das Tattoo den Organspendeausweis nicht. Aber so wurde im Idealfall zumindest darüber gesprochen. Sollte es zu einer Entscheidung kommen müssen, was im Falle eines Hirntods mit den Organen geschieht, wissen die Angehörigen Bescheid. Im Idealfall sehen sie sich in dieser emotional belastenden Situation nicht noch zusätzlicher Last ausgesetzt.

Am Düsseldorfer Uniklinikum, so dessen Sprecher, könne man die Kampagne OptInk noch nicht bewerten. „Grundsätzlich ist aber jede Aufmerksamkeit für das Thema Organspende positiv zu bewerten.“