Per Rad aktiv: Lena und Hardy radeln von Flingern in die Anden

Am 4. August will das Duo am Hermannplatz starten. Am Rande des Radaktiv-Tags am Rheinufer stellten sie ihre Pläne vor.

Düsseldorf. Sie haben gerade ihren Job gekündigt und haben dennoch alle Hände voll zu tun. Lena Kleine-Kalmer (29) und Hardy Handel (32) stehen vor der logistischen Mammutaufgabe, ihre erste gemeinsame Weltreise — per Fahrrad — zu organisieren.

„Zum Aufgeregt sein bleibt gar keine Zeit“, sagt Lena Kleine-Kalmer. Und bevor sie doch noch Panik überkommt, stellen sie lieber Material zusammen oder treffen potentielle Sponsoren, wie etwa beim Radaktiv-Tag am Samstag. Den Rahmen steuert beispielsweise ein holländische Reiseradhersteller bei, die angeblich unkaputtbaren Naben ein hessischer Produzent. Dafür geben die beiden auch etwas zurück — ausgerechnet Fahrräder.

„Pro 1000 gefahrene Kilometer wollen wir mindestens ein Lastenfahrrad nach Afrika vermitteln“, sagt Hardy. Dafür sammeln sie unterwegs Spenden per Internet-Blog, die an die Non-Profit-Organisation World Bicycle Relief gehen. „Mit den Rädern können dann Familienväter zur Arbeit, Patienten zum Arzt oder Kinder zur Schule fahren“, sagt Hardy.

„Und nachhaltig ist das Projekt auch — in Afrika werden von den Spenden Fahrradmechaniker ausgebildet“, ergänzt Lena. Streng genommen ist es zwar keine ganze Weltreise, schließlich geht es „nur“ durch Europa, Mittel- und Südamerika, aber 15 000 Kilometer sind ein ehrgeiziges Ziel — und bedeuten mindestens 15 Fahrräder für Entwicklungsregionen.

Am 4. August startet die erste Etappe von Düsseldorf nach Bukarest. Für Hardy eine Reise in die eigene Vergangenheit. 1983 ist der gebürtige Rumäne die gleiche Strecke mit seinen Eltern in die umgekehrte Richtung gefahren. Dann gibt es auch ein Wiedersehen mit Oma Vasilica (87). „Sie kann es noch gar nicht glauben, das wir mit dem Rad um die Welt fahren“, sagt Hardy.

Von Bukarest aus geht es dann mit dem Flieger nach Cancun/Mexico. Vor dem Radeln in tropischer Hitze fürchten sie sich nicht, aber der Gedanke an Unfälle oder Kriminalität bereitet ihnen Sorgen. „Wir haben viel technisches Equipment dabei“, sagt Hardy. Und das schafft Begehrlichkeiten. „Das Horrorszenario ist, das wir überfallen werden und die ganzen Daten weg sind“, sagt Lena. Denn dann gerät auch die Spendenaktion in Gefahr.

Auf einige Highlights der Reise freuen sich die beiden besonders: Die Ruinen von Machu Picchu sind eine davon. Immerhin wurde die legendäre Inka-Stadt auf einem fast 3000 Meter hohen Andengipfel erbaut. Die Salzseen Boliviens und die riesigen Bodenzeichnungen der Nazca-Linien sind die anderen. „Alleine, wenn man die Bilder sieht, fühlt man sich schon wie auf einem anderen Planeten“, schwärmt Hardy.

Die voraussichtlich letzte Etappe führt dann weiter über die Anden nach Nordchile und Argentinien. „Der höchste Pass liegt bei 4900 Metern — den müssen wir aber nicht unbedingt überqueren“, sagt Lena. Und wer weiß, wenn das Budget am Ende der Etappe in Buenos Aires noch etwas hergibt, geht es vielleicht noch weiter, nach Sambia, Afrika. Dort sollen die Räder vom Bicycle Relief an die Bevölkerung verteilt werden. „Unser Traum ist, die Leute zu treffen, die wir unterstützen“, sagt Hardy.

Seit Jules Vernes weiß man zwar, dass man eine Weltreise auch in 80 Tagen schaffen kann — Lena und Hardy haben abervorsichtshalber ein ganzes Jahr eingeplant. Aller Voraussicht nach werden die beiden also erst im August 2013 wieder über den Hermannplatz rollen.