Düsseldorf. Mutter hätte die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Rotweinflecken reihen sich an Reste von Schokopudding, und Gras. Das weiße T-Shirt ist für immer ruiniert. Hans-Jürgen Riebe schaut zufrieden. "Zwei bis drei Millionen solcher Flecken machen wir pro Jahr", sagt der Mann aus der Produktentwicklung von Henkel. Und weil so viel Schmutz nichtmal der größte Schmierfink auf weißes Tuch bekommen würde, gibt Henkel sogar Geld für das aus, was andere am liebsten gar nicht weit genug weg bekommen würden: dicke, hartnäckige Flecken. "Die Hälfte produzieren wir selbst, die andere Hälfte kaufen wir dazu", sagt Riebe.
Denn für ein Produkt wie Persil sind Flecken lebenswichtig. "Das Waschmittel bleibt ja nicht so wie es ist, sondern wird ständig weiterentwickelt", erklärt Riebe. Und diese Weiterentwicklungen müssen ständig getestet werden. Säubern sie ausreichend? Schädigen sie die Farbe nicht? Fragen, die sich Hans-Jürgen Riebe und eine ganze Armada von Kollegen den ganzen Tag stellen.
Marianne Röhl gehört auch zu diesen Kollegen bei den Saubermännern in Holthausen. Ihr Blick schweift über Dutzende von Waschmaschinen. Überall schleudert und rumort es. Vor den Maschinen sitzen Mitarbeiter und füllen Listen aus. "Schließlich muss Persil in allen Waschmaschinen, die auf dem Markt sind, funktionieren", sagt Röhl. Und zwar weltweit.
Das ist nicht einfach. Asiaten waschen nur mit kaltem Wasser, in den USA dauern Waschgänge nur 30 Minuten, die Europäer mögen es energiesparend. Deswegen wird Persil in jedem neuen Waschmaschinentyp getestet. Vielleicht ist es diese akribische Forschungsarbeit, die Persil zu dem wohl berühmtesten Markenprodukt aus Düsseldorf gemacht hat. Vor genau 100 Jahren wurde bei Henkel jene magische Formel erfunden, die bald für Generationen von Hausfrauen zum Synonym für Reinheit wurde.
Dass sich daran bis heute wenig geändert hat, ist vor allem Ergebnis einer ausgetüftelten Marken- und Innovationsstrategie. Denn das Persil von heute hat mit dem ersten Persil, das vor 100 Jahren in der WZ zum ersten Mal beworben wurde, bis auf den Namen eigentlich nichts gemein. Vielleicht noch die Tatsache, dass es sich um ein echtes Düsseldorfer Produkt handelt. Zwar werden die Flüssigableger mittlerweile bei Henkel in Glentin hergestellt, das Pulver aber weiter in Holthausen. Dort ist es 1907 von Fritz Henkel als damalige Weltneuheit auf den Markt gebracht worden. Bis dahin war Wäschewaschen ein mühsames Unterfangen, weil die Wäsche nach dem Waschgang in der Sonne gebleicht werden musste - das übernahm ab 1907 Persil. Und eroberte als eines der ersten Markenprodukte die Haushalte.
Seitdem hat der Düsseldorfer Konzern sein wohl wichtigstes Produkt weiterentwickelt - aber auch neu in Szene zu setzen gewusst. Wie kein anderes Produkt vorher ist Persil auch aus Marketing-Gesichtspunkten eine Erfolgsgeschichte. "Innovatives Marketing war und ist sehr wichtig für die Marke", sagt Henkel Marketing-Chef Thomas Tönnesmann. Überhaupt ist der Begriff Innovation eng mit dem Waschmittel verbunden. Heute gibt es Pulver, Megaperls, Gels und Tabs in unzähligen Varianten. "Entscheidend für den Erfolg war, dass die Marke nie stehen geblieben ist", sagt Tönnesmann. Dementsprechend sind weitere Änderungen geplant. Fred Schambil, für die Produktentwicklung zuständig, prophezeit: "Vieles spricht dafür, dass wir künftig noch kürzer und kälter waschen. Dann muss Persil schon etwa bei 20 Grad seine volle Waschkraft entfalten." Hans-Jürgen Riebe und seine Saubermänner wird’s freuen. Bei so viel Neuentwicklungen dürfen sie wohl kräftig weiter klecksen.