Düsseldorf. Trostlos lag gestern das archäologische Feld an der Ratinger Straße im Regen. Bauwagen, Bagger und Bodenarchäologen sind weg. Niemand kümmert sich um Düsseldorfs Vergangenheit. Die Fachfirma Archbau ist nicht mehr zuständig, ihr Vertrag wurde nicht verlängert.
Uwe Schönfelder, Geschäftsführer von Archbau, gibt der WZ Auskunft: "Wir haben die alte Stadtmauer und die ersten Bögen vom Handwerkerviertel aus dem 16. Jahrhundert freigelegt. Wir durften nicht mehr graben. Die IDR als Bauherr schickte uns ohne Begründung ein Fax, dass wir nicht mehr beauftragt sind. Vielleicht haben wir zu viel gefunden." Er fürchtet um die Funde: "Die Gewölbe sind stark einsturzgefährdet und bei dem Regen in ein paar Tagen kaputt. Wir hätten mit dem 3-D-Laser-Scanning alles aufnehmen und abdecken können. Es ist sehr traurig."
In der Staatskanzlei sieht Norbert Engels, zuständig für Kultur/Museumsbau, im Fund der alten Stadtmauer ein "wichtiges Zeugnis für die Stadt" und ein "Dokument von öffentlichem Interesse". Er lädt am Dienstag die Denkmalschützer von Stadt, Landschaftsverband und Bauministerium ins K 20 zur Krisensitzung.
Engels betont ausdrücklich: "Die Landesregierung ist nicht Bauherr. Uns interessiert die Erweiterung von K 20. Aber wir handeln in der Achtung vor dem Denkmalschutz." Das Problem wird in der Staatskanzlei klar umrissen. Engels: "Die Stadtmauer liegt genau dort, wo die Verbindung zwischen der bestehenden Tiefgarage und dem neuen Teil der Garage geplant ist. Wir müssen klären, ob es alternative Standorte gibt. Dass die Mauer erhaltenswert ist, ist für uns unstrittig."
Warum die Baugrube ungeschützt im Regen liegt und die Bodenarchäologen abgezogen sind, konnte Denkmalschützer Jörg Heimeshoff nicht erklären. IDR-Chef Heinrich Pröpper weiß nur, dass er in der nächsten Woche zur Mipim nach Cannes fährt. Die Firma Wiemer & Trachte, für den Rohbau zuständig, hätte am liebsten ihren Auftrag fast schon fertiggestellt.
Dokument Die Stadtmauer ist das erste wirklich wichtige Dokument über das mittelalterliche Düsseldorf nach der Gründung der Stadt im Jahr 1288. Bekannt war nur, dass die Erweiterung im späten 14. Jahrhundert erfolgte.
