Foto-Ausstellung Wim Wenders erzählte in Düsseldorf von seinem Freund Peter Lindbergh
Düsseldorf · Der Regisseur besuchte die Eröffnung der Peter-Lindbergh-Ausstellung im Kunstpalast und berichtete aus dem Studio des Fotografen.
Der wichtigste Satz war der vorletzte. Und er kam von einem Mann, der ursprünglich gar nicht als Redner vorgesehen war. Zur Eröffnung der Ausstellung „Peter Lindbergh. Untold Stories“ im Kunstpalast sprachen Direktor Felix Krämer, Oberbürgermeister Thomas Geisel, ein Sponsor. Und Wim Wenders. Der Regisseur war mit Lindbergh befreundet und gab mit drei Anekdoten oder einer Anekdote mit drei Teilen einen Einblick, wie die Ausstellung entstanden ist.
„Untold Stories“ zeigt rund 140 Fotos aus allen Schaffensphasen des im September verstorbenen Lindberghs. Kunstpalast-Direktor Krämer hatte dem Künstler 2017 vorgeschlagen, seine erste Retrospektive zu zeigen. Das lehnte Lindbergh ab, dafür sei er noch zu jung sagte er. Daraufhin schlug Krämer eine Best-of-Schau vor und der in Duisburg geborene Fotograf sagte begeistert zu. Und so sind nun Arbeiten von den früheren Achtzigern bis zu den späten Zehner-Jahren zu sehen, Bilder, die für große Magazine entstanden, ebenso wie bisher unveröffentlichte Landschaftsaufnahmen oder Porträts des Insassen einer Todeszelle.
Wenn Wim Wenders seinen Freund in Paris besuchte, dann übernachtete er im Gästezimmer, das hinter dem Studio lag. Vor gut zwei Jahren traf der Regisseur auf einen aufgeregten Lindbergh, der gerade dem Kunstpalast für die Best-of-Schau zugesagt hatte. Der ganze Boden des Studios sei voller Bilder und hoher Stapeln mit Fotografien gewesen, erzählte Wenders. Lindbergh lobte damals den Kunstpalast-Direktor, dieser Felix Krämer habe ihm komplett freie Hand gelassen. Die Ausstellung habe keinen Kurator, er, Lindbergh, könne alles selbst bestimmen: die Auswahl der Bilder, die Architektur der Ausstellung, das Licht, die Rahmen, den Katalog. Wunderbar sei das.
Beim zweiten Besuch in jener Zeit habe das Studio immer noch ausgesehen wie beim ersten, allerdings sei Lindbergh in gänzlich anderer Verfassung gewesen, berichtete Wenders in seiner Rede am Dienstagabend. Wie könne dieser Krämer ihm das nur antun, man könne sich bei so vielen Bildern doch unmöglich entscheiden, wie solle das alles nur werden. Wenn dieser Krämer jetzt hier wäre, würde er ihn erwürgen. Als Wenders nachts auf Zehenspitzen vom Gästezimmer zur Toilette schlich, fand er Lindbergh auf einer Couch, eingeschlafen, mit seinem Laptop auf dem Bauch. Immer noch auf der Suche nach den passenden Bildern.
Im Sommer 2019 kam Wenders wieder nach Paris. Im Studio stellte er keine nennenswerte Veränderung fest, immer noch war alles voll mit Fotos und Bergen derselbigen. Aber Lindbergh war gelöst. Er habe nun alles noch einmal angeschaut, die passenden Bilder gefunden und sei diesem Krämer sehr dankbar. „Du, ich weiß jetzt, wer ich bin“, sagte Lindbergh. Und das sei die tollste Auszeichnung, die eine Ausstellung bekommen könne, sagte Wenders als letzten Satz seiner Rede bei der Eröffnung.
Die Ausstellung „Untold Stories“ ist bis zum 1. Juni im Kunstpalast im Ehrenhof 4-5 zu sehen. Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Katalog (60 Euro) enthält einen Text von Wim Wenders sowie ein Interview von Felix Krämer mit Peter Lindbergh.