Poetry Slam Poetry Slam in Düsseldorf - „Lass mal über Krebs reden“

Düsseldorf · Die Krebsgesellschaft NRW veranstaltet ein Poetry Slam im Düsseldorfer Zakk. Über das Thema wird meistens geschwiegen, denn es macht sprachlos: Krebs.

Moderator Jean-Philippe Kindler (2. v.r.) mit allen Finalisten des Poetry Slam im Zakk.

Foto: ja/Andreas Fischer Wuppertal

Bist du krank? Krebs? Okay – lass uns besser nicht drüber reden. Was respekt- und rücksichtsvoll erscheint, ist für die Betroffenen oft ein Problem. Wenn keiner mit ihnen über ihre Krankheit redet, sind sie allein. Allein mit ihren Gedanken, mit ihren Ängsten, mit sich selbst.

Dabei kann Reden helfen. Die Krebsgesellschaft NRW hat der Sprachlosigkeit beim Thema Krebs den Kampf angesagt. Pünktlich zum Weltkrebstag kam das Thema bei einem Poetry Slam auf die Bühne: Aus einer Vielzahl an Bewerbern aus ganz Nordrhein-Westfalen, wurden zehn ausgewählt, die im Zakk (Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation) an der Fichtenstraße mit ihren literarischen Beiträgen wetteiferten. Jean-Philippe Kindler, ein erfolgreicher Slammer, übernahm die Moderation. Mit einem eigenen Beitrag startet er den Abend, „denn wenn man der Sprache etwas anrechnen kann, dann, dass sie Strukturen verändern kann“.

Wortpoeten nehmen kein Blatt vor den Mund

Eine zufällig ausgewählte Publikums-Jury hatte entschieden – die volle Punktzahl gab es nicht für einen, sondern gleich für drei Gewinner: Sarah Graap, Eva-Lisa Finzi und Florian Schreiber.  Völlig hemmungslos kommen den Slammern jede Menge Emotionen über die Lippen.

Graap beschreibt die Hilflosigkeit gegenüber den Erkrankten und bringt dem Publikum „Sprich mit mir!“ in Gebärdensprache bei. Finzi trägt eine Story über ein Kind vor, dass ihre Mutter und das Leben in der Palliativstation erlebt, während Schreiber über die Schwierigkeit dichtet – fast rappt –, anderen von seinem Hodenkrebs zu erzählen: „Lass mal über Krebs reden. Ohne Punkt und ohne Komma.“ Trotz ihrer Unterschiedlichkeit, fordern sie alle zu einem auf: „Sprich!“ Den drei Gewinnern winkt nun ein persönliches Coaching mit Kindler und – so der derzeitige Stand – sie dürfen auch alle mit zum German Cancer Survivors Day 2019.

„Sprich mit mir! Über Krebs!“ Die Fachgruppe Selbsthilfe der Krebsgesellschaft NRW läutete im September 2018 ihre Kampagne „Spricht mit mir! Über Krebs!“ ein. Das Herzstück der Kampagne ist das gleichnamige Buch, in dem sich Gespräche über Krebs versammeln – mit Ärzten, Angehörigen und Betroffenen. Die Diskussion soll angeregt werden. Gabriele Schippers von der AOK sieht die Bedeutung: „Die Angst vor Krebs ist viel größer als bei jeder anderen Krankheit.“