Polarisieren gehört dazu

Skandalös ist das nicht, was Burkhard C. Kosminski mit seinem „Tannhäuser“ auf der Bühne zeigt. Weder verhöhnt er Opfer, noch banalisiert er das Verbrechen der Nazis. Seine Inszenierung von Gaskammern und der mörderischen Schuld, die Tannhäuser auf sich lädt, ist ein ernsthafter künstlerischer Ausdruck.

Es ist seine Interpretation des von vielen so geliebten Wagner-Werks, über die man streiten kann und sollte. Kunst, die polarisiert und aufwühlt, die zu hitzigen Debatten führt, gehört dringend zu unserer Gesellschaft. All das gab es an diesem hoch emotionalen Premierenabend.

Wer aber schon nach wenigen Minuten unflätig rumbrüllt oder den Regisseur im Foyer persönlich angeht, dem liegt nichts an einer kritischen Auseinandersetzung. Das ist eher Ausdruck eines erschreckenden Wahns. Keiner ist gezwungen, diese Oper zu sehen oder das Regiekonzept zu bejubeln. Aber das Verhalten dieser Wenigen an diesem Abend war in der Tat — skandalös.