AfD-Wahlkampfauftakt in NRW Polizei hat Protest gegen AfD im Griff
Am Sonntagabend demonstrierte "Düsseldorf stellt sich quer" gegen die Wahlkampfauftaktveranstaltung der AfD. Es gab kleine Rangeleien bei dem Großeinsatz der Polizei am Henkel-Saal. Die Ratinger Straße war schon nachmittags wie leer gefegt.
Düsseldorf. Um kurz nach 18 Uhr Sonntagabend wird eine Tür des Henkel-Saals in der Altstadt geöffnet. Mitglieder und Anhänger der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) bahnen sich ihren Weg vorbei an Polizeibeamten und laut protestierende Demonstranten. Rund 170 sind es laut Polizei, die mit Plakaten und Sprüchen ihren Unmut über die Veranstaltung der Rechtspopulisten äußern. Doch die Polizei hat die ohnehin friedliche Demonstration unter Kontrolle. Es gibt nur ein paar kleinere Rangeleien.
Die Wahlkampf-Eröffnungsveranstaltung der AfD im Henkel-Saal hat bereits Stunden zuvor Auswirkungen auf die Ratinger Straße. Während in der übrigen Altstadt die Straßen sehr belebt und Gastronomiebetriebe gut besucht sind, ist es auf der Ratinger sehr ruhig. „Es ist wirklich den ganzen Tag schon eine komische Stimmung“, sagt Bettina Schnepp vom „Ohme Jupp“. Doch auch am späten Nachmittag will sie das Lokal wegen der angekündigten Demonstration gleich um die Ecke nicht schließen. „Wir werden das je nach Situation entscheiden.“
Anders hat die Brauerei „Im Füchschen“ gehandelt. Hier ist für die Gäste um 15 Uhr Schluss. Im Internet und auch mit Aushängen an der Tür begründet man dies: Man rechne mit erhöhter Polizeipräsenz und größeren Gegendemonstrationen. „Deshalb schließen wir aus Sicherheitsgründen.“ Geschäftsführer Sascha Knapp erklärt, dass seine Gäste dafür Verständnis zeigen.
Auch Anwohner sehen zu, dass sie schnell nach Hause kommen. Und Füchschen-Gast Nathalie Thurn ist zwar enttäuscht, dass sie das sonnige Plätzchen am Biertisch so früh aufgeben muss, aber sie meint: „Ich habe für die Entscheidung aus Inhabersicht Verständnis.“ Der Schutz der Mitarbeiter und Gäste gehe vor. Bevor noch etwas auf der Straße passiere, wie etwa bei dem G20-Gipfel in Hamburg.
Während sich die Ratinger Straße leert, warten die ersten AfD-Vertreter auf den Einlass im Henkel-Saal. Die Betreiber des Veranstaltungssaals hatten - wie berichtet - kurzfristig den bereits geschlossenen Mietvertrag mit der AfD kündigen wollen. Das Amtsgericht hatte entschieden, dass der Vertrag gültig bleibt.
So konnte die AfD dort Sonntagabend gut 300 Gäste im bestuhlten Saal empfangen. Allerdings ohne Getränkeausschank. „Wir hatten das Catering zum Selbstkostenpreis mündlich abgesprochen. Jetzt dürfen wir noch nicht mal Getränke mitbringen“, ärgert sich Carina Bülow, die als Referentin von AfD-Bundestagskandidat Kay Gottschalk die Veranstaltung organisiert hat. Bülow: „Auch das ist nicht rechtens.“ Trotzdem wollte man an der „schönen Location“ festhalten, da „öffentliche Gebäude nicht ein solches Ambiente bieten.“ Und am Ende schleppten Helfer noch etliche Kästen kühler Getränke vom Grabbeplatz aus in den stickigen Saal.
AfD-Mann Gottschalk versteht auch nicht, dass einige Lokale auf der Ratinger Straße wegen der möglichen Konflikte schließen. Er sagt: „Ich hätte aufgelassen. Wir sind eine wehrhafte Demokratie. Man sollte vor Gewalt nicht kapitulieren.“
Zur Sicherheit aller Beteiligter ist da allerdings auch bereits mehr als zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort. Wie viele Beamte im Einsatz zwischen Grabbeplatz und Ratinger Straße sind, will die Polizei nicht sagen, etliche Dutzend sind es.
Die Polizei will zunächst die Demonstranten um Uwe Funke vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ hinter einem Absperrband in der Mühlengasse in Schach halten. Dann dürfen die Protestler Richtung Ratinger Straße vorrücken. Funke: „Wir sind hier, weil wir Rassisten in Düsseldorf nicht brauchen können. Wir wollen sie auch nicht im Bundestag.“ Dominikaner-Pater Wolfgang ergreift das Wort: „Wir brauchen keine braune Soße im politischen Bereich.“ Es gelte, die globale Welt zu gestalten, „das braucht unseren Einsatz und nicht unsere Abgrenzung.“
Vor dem Henkel-Saal hat sich auch aus Protest Cellist Thomas Beckmann niedergelassen, spielt stoisch die Töne A, F und D. „Das ist D-Moll, und ich spiele es so schräg wie möglich.“ Die AfD-Leute nehmen kaum Notiz. Endlich im Henkel-Saal angekommen, finden sie den Protest draußen „widerlich und lästig.“ Der ist um 19.15 Uhr offiziell beendet.