Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen Britta Zur übt indirekte Kritik an der Polizei

Düsseldorf · Die Gelsenkirchener Polizeichefin sprach über Öffentlichkeitsarbeit – ein Seitenhieb nach Düsseldorf?

Britta Zur, Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen.

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Britta Zur, Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen, hat in einem Interview mit dem Magazin „KOM“ über die Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei gesprochen. Unter der Überschrift „Sichtbare Polizeipräsidentin“ sagte sie, sie kommuniziere über Themen der Polizei, bevor andere es tun. „Wir müssen uns als Polizei greifbarer, konkreter und nahbarer machen“, so Zur. „Wenn ich als Polizeipräsidentin das Vehikel dafür bin, dass die Öffentlichkeit den Einsatz der Polizei stärker wahrnimmt und damit Respekt entsteht, dann mache ich das sehr gerne.“ Sie begleite Kollegen regelmäßig im Einsatzwagen, schließe sich Hundertschaften bei Demonstrationen oder Fußballspielen an und trainiere beim Dienstsport. Für die Kommunikation nutze sie auch Soziale Medien wie Facebook und Instagram, sagte Zur.

Die Aussagen könnte man als Seitenhieb nach Düsseldorf deuten. Polizeipräsident Norbert Wesseler steht seit den anhalten Gewalttaten in der Altstadt in der Kritik. Die Gelsenkirchener Polizeipräsidentin hatte sich im Sommer 2020 zu den Zuständen in der Altstadt geäußert, noch bevor Wesseler das tat. Aus Sicht von CDU und FDP ist der Polizeichef zu wenig sichtbar und zeigt zu wenig Engagement, um die Sicherheit zu verbessern. FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann forderte sogar eine Ablösung des 63-Jährigen.

Aus dem Innenministerium unter Herbert Reul scheint es jedoch keine Bestrebungen zu geben, kurzfristig etwas an der Besetzung der Stelle zu ändern. Dabei gilt gerade Britta Zur anhaltenden Gerüchten zufolge als Kandidatin für den Posten. Seit Anfang 2020 ist sie Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen – Reul hatte sie damals persönlich angerufen und ihr die Stelle angeboten. Mit ihren damals 39 Jahren war die Juristin die jüngste Polizeichefin Deutschlands. Vorher hat die gebürtige Kölnerin bereits enge Kontakte nach Düsseldorf geknüpft: Von 2008 bis 2019 war sie Staatsanwältin mit den Deliktschwerpunkten Mord und Totschlag und sie war Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf. Zudem hat sie sich in einem Sonderdezernat mit der Verfolgung von Gewaltdelikten gegen Polizisten beschäftigt.

(veke)