Pooth-Affäre: Der nächste Prozess
Die Stadtsparkasse will Schadensersatz vom ehemaligen Vorstand Stiegemann. Als Zeuge sagte am Mittwoch auch Franjo Pooth aus.
Düsseldorf. Unruhig ging es am Mittwoch zu — den ganzen Morgen versammelten sich bereits reichlich Menschen auf den sonst eher ruhigen Fluren des Gerichts. Anlass: Der Zivilprozess der Stadtsparkasse Düsseldorf gegen das frühere Vorstandsmitglied Karl-Heinz Stiegemann. Gegenstand des Prozesses waren Schadensersatzforderungen im Zusammenhang mit der Insolvenz der Firma Maxfield GmbH. So musste als Zeuge unter anderem der Ex-Geschäftsführer der Firma Maxfield, Franjo Pooth, vor der 3. Kammer für Handelssachen des Landgerichts aussagen.
Die Stadtsparkasse fordert rund 550 000 Euro Schadensersatz von ihrem früheren Vorstand Karl-Heinz Stiegemann. Die Klägerin (Stadtsparkasse) wirft Stiegemann vor, im Jahr 2007 entgegen anderslautender Beschlüsse in zwei Fällen millionenschwere Kredite für Pooths Firma noch erweitert und so für Kreditausfälle gesorgt zu haben.
Weil die Sparkasse eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist, entschied der Vorsitzende, das Aktienrecht anzuwenden. „Dabei ist der Haftungsmaßstab etwas schärfer“, erklärt der Pressesprecher des Landgerichts.
Zu Beginn wurde Karl-Heinz Stiegemann vernommen. Er gab an, den Kreditrahmen tatsächlich erweitert zu haben — in Absprache mit einem Vorstandskollegen. Auf die Frage, ob er von dem Kreditbeschluss vom 1. August 2006 gewusst habe, sagte Stiegemann: „Dieser war mit von Beginn an inhaltlich bekannt.“ Er habe alles entsprechend diesem Beschluss so vorbereitet. Gerade auf die finanziellen Sicherheiten sei von ihm geachtet worden. Während seines Sommerurlaubs habe dann die Kreditabteilung die Freigabe des Kredits erteilt.
Zeuge Franjo Pooth schilderte das Geschehen so: „Wir, damit meine ich Stiegemann, einen Mitarbeiter der Stadtsparkasse, meinen Geschäftsführer und mich, trafen uns in einem Restaurant. Dort soll es unter anderem um die Erweiterung des Kreditrahmens gegangen sein. „Ich hatte einen großen Auftrag an der Angel und brauchte dafür noch einmal Liquidität.“ Während des Essens soll Stiegemann laut Pooth einen Anruf vom damaligen Bürgermeister Joachim Erwin erhalten haben, der gesagt haben soll, dass der Vorstand bald Vorsitzender der Stadtsparkasse werden könne. „Er kam zurück an den Tisch, hatte gute Laune und bewilligte den Kredit“, so Pooth. Über Sicherheiten soll zu dem Zeitpunkt nicht gesprochen worden sein. Einige Wochen später soll Pooth einen Anruf erhalten haben, indem über ein Grundstück zur Sicherheit gesprochen worden sei. Doch zu dieser Absicherung soll es nie gekommen sein.
Nach der Maxfield-Pleite war die Sparkasse auf dem geplatzten Kredit in Höhe von 9,3 Millionen Euro sitzengeblieben. Pooth habe auch zum Teil als Privatperson gehaftet. Gestern kam dann eine Vereinbarung ans Licht, die hinter verschlossenen Türen getroffen worden sei. So soll Pooth der Sparkasse 820 000 Euro zahlen, um damit für ihn alle Forderungen abzugelten. Der Prozess soll am 5. April fortgesetzt werden.