Manchmal hilft der Polizei nur noch Türkisch
Polizisten in Düsseldorf sind mit verschiedensten Kulturen in Berührung. Doch nur 100 von 2500 Beamten sind selbst Migranten.
Düsseldorf. Als Fatma Yildiz zu dem eskalierenden Streit einer türkischen Familie gerufen wurde, war der Kommissaranwärterin zunächst mulmig. Die Eltern konnten den westlichen Lebensstil ihrer Tochter nicht nachvollziehen. „Letztlich konnte ich gut vermitteln“, sagt die 22-jährige Deutsch-Türkin, die bald ihre Ausbildung bei der Polizei beendet. Doch es zeigte sich: Die Tochter nahm sie als Vorbild ernst, die Eltern erkannten in ihrem Beispiel, dass mit westlicher Orientierung ein achtbares Leben möglich ist.
Die Erfahrung von Fatma Yildiz macht deutlich, warum die Polizei in NRW verstärkt um Nachwuchs mit Migrationshintergrund wirbt. Auch in Düsseldorf. „Hier leben gut 30 Prozent Menschen, die eine Zuwanderungsgeschichte haben“, erklärt Polizeipräsident Herbert Schenkelberg. „Die interkulturelle Öffnung der Polizei ist daher eine unverzichtbare Notwendigkeit, um den Erfordernissen unserer Gesellschaft kompetent zu begegnen.“
Bislang haben nur rund 100 der 2500 Beamte im Düsseldorfer Präsidium eine Zuwanderungsgeschichte. Dabei ist schon wegen der Sprachbarriere eine größere Vielfalt erstrebenswert. „Die Sprache macht viel aus“, sagt Polizeisprecherin Susanna Heusgen. „Gerade Frauen öffnen sich eher, wenn sie in ihrer Muttersprache sprechen können.“ Und nicht nur durch die Zuwanderung, auch durch Messegäste und Touristen steigt die Zahl derer, die auf einer Wache Hilfe suchen, ohne die deutsche Sprache zu beherrschen.
Am Montagabend lud die Polizei zu einer Info-Veranstaltung für interessierte Bewerber mit Migrationshintergrund ins Präsidium am Jürgensplatz ein. Rund 70 Menschen kamen. Neben Fatma Yildiz berichtete ihnen auch Suresh Baalasingam aus Sri Lanka von seinen Erfahrungen in der Polizeiausbildung. Die Besucher wollten von ihm vor allem wissen, ob er unter den Kollegen denn voll akzeptiert sei.
„Da werden keine Unterschiede gemacht“, sagt der 28-Jährige. Aber er versteht Berührungsängste potenzieller Polizisten aus anderen Kulturen. Seine Eltern waren schockiert, als er seinen Berufswunsch äußerte. „Sie haben einen wirklichen Polizeistaat kennen gelernt.“ Für sie ist die Uniform gleichbedeutend mit Korruption und Unterdrückung. Aber hier hat die Vermittlung durch den Sohn schon gewirkt: „Inzwischen sind sie richtig stolz.“