Wenn Eltern mitfiebern . . .

Die Winterpause der Bambini ist vorbei. Die Sechsjährigen laufen sich warm. Väter und Mütter jubeln wieder. Der Jugendfußball boomt. Allein diesen Winter wurden in Düsseldorf 25 neue Bambini- und F-Jugend-Mannschaften gemeldet.

Düsseldorf. Es ist kalt auf der Sportanlage Hans-Böckler-Straße. Nur fünf Grad. Und doch gibt es für viele Düsseldorfer nichts Wichtigeres, als früh morgens dabei zu sein, wenn das eigene Kind Fußball spielt. „Die Anspannung ist groß“, sagt Christian van Treek „Die Winterpause ist vorbei und der Gegner ist der Stadtrivale.

BV 04 gegen DSC ist wie Hamburg gegen St. Pauli. Aber das sollte man nicht auf die Kinder übertragen.“ Sein Sohn Titus spielt bei den Bambini. Die Sechsjährigen laufen sich gerade warm. Der kleine Nico fängt ein paar Bälle — er soll den DSC-Angriffen standhalten.

„Wieso steht mein Sohn im Tor?“, fragt Stawnila Klados besorgt in die Runde und erntet verständnisvolle Blicke. Über 30 Erwachsene stehen am Spielfeldrand. Die Lager sind klar getrennt. Seit eineinhalb Jahren fiebern die BV 04-Eltern bei Heim- und Auswärtsspielen mit. „Nächsten Samstag spielen wir in Hilden. Da steht man schon um sieben Uhr auf, wenn man vorher noch gemeinsam frühstücken will“, sagt Birgit Lühmann, die die anderen Eltern per Email über die Spieltermine informiert.

Anpfiff. „Los, Noah! Drauf!“, ruft Angela Jallow ihrem Sohn zu. „Schieß! Schieß!“, schreit eine Frau aus der DSC-Kurve. Die Bambini-Ultras sind laut. Richtig laut. „Ich krieg hier noch graue Haare“, klagt Stawnila Klados. Dann Tor! Der DSC führt. Und Angela Jallow vergräbt das Gesicht in ihren Händen. „Klarer Abwehrfehler. Aber was willst du machen, deinem Sohn Hausarrest geben?“, fragt van Treek grinsend. Der BV 04 kämpft.

Trainer Oliver Wilmering baut das Team auf, fuchtelt wild mit seiner Stoppuhr. „Wir wechseln nach einer bestimmten Zeit durch. Jeder soll spielen“, sagt er. Doch das sei nicht immer leicht. „Es kommen schon jetzt Kinder zum Training, die erst nächste Saison zur Mannschaft stoßen können.“

Der Jugendfußball boomt. Allein diesen Winter wurden in Düsseldorf 25 neue Bambini- und F-Jugend-Mannschaften gemeldet. „Das gab es noch nie“, sagt Staffelleiter Manfred Brückmann. „Ich weiß gar nicht, wie ich die auf den Plätzen alle unterbringen soll.“

Tor! 1:1. Jubelschreie. „Wahnsinn“, ruft ein Vater. „Uns fehlt hier nur noch eine richtige Tribüne.“ Zur Pause steht es 2:2. Die Eltern bringen Jacken und Wasserflaschen, binden Fußballschuhe. „Ohne diese Unterstützung wäre das gar nicht möglich“, sagt Coach Wilmering, der den Kindertrainerschein hat.

„Der Olli macht das aber auch ganz fantastisch. Er ist für die Kinder ein großes Vorbild“, sagt Birgit Lühmann. Reinreden würde ihm keiner. Es geht weiter.

„Foul! Das muss doch Elfmeter geben“, ruft ein Vater. Es wird hitzig. Der kleine Noah muss raus. „Mama, ich hab Durst“, ruft er. Angela Jallow läuft über das halbe Feld. Die zweite Halbzeit wird zum Siegeszug für den BV 04. Titus tunnelt den Torwart. Luis legt nach. „Abpfeifen“ ruft ein Vater. Doch dann folgt die Noah-Show. Die Nummer sieben wuchtet die Kugel zweimal unhaltbar in die Maschen. „Das sind die Dinger“, ruft Angela Jallow und tanzt.

Schlusspfiff. 6:4. Jubel beim BV 04. Die Kleinen laufen zu ihren Eltern, sammeln Küsse. „Noah war der Beste“, sagt Titus. Sein Vater streichelt ihm über den Kopf. „Ihr wart alle super“, sagt van Treek. „Jetzt gehen wir zusammen ins Vereinsheim.“ Pommes als Belohnung für die Mannschaft — und für die Fans. Ein Mann verlässt bereits kopfschüttelnd das Gelände. „Elfmeter war das. Den hätte er pfeifen müssen.“ Wenn Eltern mitfiebern. . .