Prozess: Rentner überfiel Bank und Tankstelle aus Not

Kurz vor dem dritten Überfall nahm die Polizei den 70-Jährigen fest. Prozess abgebrochen.

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Düsseldorf. Als selbstständiger Fliesenlegermeister führte Heinrich W. (Name geändert) ein tadelloses Leben, kam nie mit dem Gesetz in Konflikt. Doch der Handwerker dachte lange nicht ans Alter und legte kein Geld zurück. Als er Rentner wurde, geriet seine finanzielle Lage völlig aus den Fugen. So kam der 70-Jährige auf eine verhängnisvolle Idee: Er überfiel eine Bank und eine Tankstelle. Bevor der Senior erneut ein Geldinstitut ausrauben konnte, wurde er festgenommen. Seit Montag muss sich Heinrich W. dafür vor dem Landgericht verantworten.

Völlig aufgelöst saß der 70-Jährige Montag auf der Anklagebank, zitterte am ganzen Leib und konnte vor Aufregung kaum sprechen. Dass dieser Mann bei zwei bewaffneten Raubüberfällen 7000 Euro erbeutet haben soll, ist kaum vorstellbar. Trotzdem marschierte er am 5. Dezember vergangenen Jahres in eine Tankstelle an der Elisabethstraße, bedrohte den Kassierer mit einer Waffe und forderte „Kohle“. Am 24. Februar dieses Jahres tauchte Heinrich W. in einer Bank an der Suitbertusstraße auf und legte die Pistole auf den Tresen. Mit 5000 Euro konnte er entkommen.

Die gleiche Bank wollte der Senior am 20. Mai noch einmal heimsuchen. Doch er fiel einer Zeugin auf, denn an dem heißen Tag wickelte sich Heinrich W. in einen Schal, trug außerdem Jacke, Mütze und eine Sonnenbrille. Ganz klar die falsche „Berufskleidung“. Bevor der 70-Jährige seinen nächsten Coup landen konnte, wurde er festgenommen. Bei der Polizei gestand er auch die beiden anderen Überfälle.

Eigentlich hatte Heinrich W. vor, sich als Rentner mit kleineren Aufträgen etwas dazu zu verdienen. Er schloss einen Leasing-Vertrag für einen Kastenwagen ab und kaufte Material. In finanzielle Not geriet der Angeklagte, als er plötzlich schwer krank wurde. Fünf Bypässe wurden im Krankenhaus gelegt, acht Monate konnte der Mann nicht arbeiten. Doch der Leasing-Vertrag lief weiter, die Aufträge wurden von anderen erledigt.

Als er nicht mehr weiter wusste, fiel dem Handwerker seine 40 Jahre alte Pistole ein. Die hatte Heinrich W. damals von einem Freund seines Vaters geschenkt bekommen. Der Fliesenlegermeister war früher immer mit großen Geldbeträgen unterwegs, wenn er seinen Angesellten die Lohntüten überreichte. Für die Waffe gab es nur eine einzige Patrone — die hatte der Rentner bei der Festnahme in der Hosentasche.

„Ich habe einen großen Fehler gemacht und bedauere das zutiefst“, sagte Heinrich W., bevor er nicht mehr weitersprechen konnte. Die Richterin alarmierte die Rettungssanitäter, die dem Rentner eine Beruhigungsspritze gaben und ihn anschließend ins Krankenhaus brachten. Wann der Prozess fortgesetzt werden kann, ist unklar. Der 70-Jährige wird nun zunächst auf seine Verhandlungsfähigkeit untersucht.