Prozess um Cyber-Bankraub: Zeuge schildert Tatnacht
In Düsseldorf stehen eine Frau und ihr Sohn vor Gericht, die zu einer Gruppe von Cyber-Bankräubern gehören sollen. Die beiden Angeklagten wurden im Februar mit 170.000 Euro Bargeld erwischt. Am zweiten Prozesstag schilderte jetzt ein Zeuge die Ereignisse der Tatnacht.
Düsseldorf (dpa). Im Düsseldorfer Prozess um einen spektakulären Cyber-Banküberfall hat ein Zeuge die Geschehnisse der Tatnacht geschildert. Der Mann hatte die zwei Angeklagten, die Teil einer größeren Tätergruppe sein sollen, in der Nacht auf den 20. Februar 2013 erwischt und die Polizei alarmiert. Vor dem Düsseldorfer Landgericht muss sich das aus einer 56 Jahre alten Frau und ihrem 35-jährigen Sohn bestehende Duo wegen schweren Betrugs verantworten. Die beiden sollen an einem weltweiten Coup beteiligt gewesen sein, bei dem mit manipulierten Karten in mehr als 20 Ländern zeitgleich 34 Millionen Euro an Geldautomaten erbeutet worden waren.
Die Düsseldorfer Polizei hatte Mutter und Sohn in der Tatnacht kontrolliert und in ihrem Kleinbus knapp 170.000 Euro Bargeld gefunden. Auf ihre Spur waren die Ermittler nach dem Hinweis des Zeugen gekommen, der am Montag aussagte - am zweiten Prozesstag.
Der 68-jährige Rentner erzählte, wie er in der besagten Nacht gegen zwei Uhr in einem Geldinstitut in der Düsseldorfer Westfalenstraße Geld abheben wollte, als er zwei Maskierte an den Automaten sah. Er habe die beiden angesprochen, doch die hätten sich nicht weiter um ihn gekümmert, sondern die Filiale verlassen. „Ich habe noch weiter geredet, um sie aufzuhalten“, sagte der Zeuge. Dann sei er in die gegenüberliegende Spielhalle gegangen und habe die Polizei verständigt.
Kurz darauf wurde der VW-Bus der beiden Angeklagten gestoppt. In dem Fahrzeug wurde nicht nur die Beute, sondern auch das Prepaid-Handy des 35-jährigen Angeklagten gefunden. Das sei ein Glücksfall für die Ermittler, betont der Düsseldorfer Staatsanwalt Murat Ayilmaz. „Wir konnten den Speicher auslesen und stießen so auf weitere mutmaßliche Mittäter.“
Der Staatsanwalt hatte den Zeugen als „Held des Verfahrens“ bezeichnet. „Denn nur dem Mann ist es zu verdanken, dass die beiden Angeklagten noch in der Tatnacht gefasst werden konnten“, hatte er gesagt. Bis der Zeuge, ein gebürtiger Spanier, am Montag aussagen konnte, dauerte es allerdings mehr als eine Stunde. Das Gericht hatte vergessen, einen Dolmetscher anzufordern. Der musste dann erst aus Neuss anreisen.
Die beiden Angeklagten haben bisher keine Angaben zu den Hintermännern gemacht. Beim Haftrichter haben Mutter und Sohn nur zugegeben, die manipulierten Kreditkarten genutzt zu haben. Der Prozess wird an diesem Mittwoch fortgesetzt und soll bis zum 20. September dauern.