Radwegkarte „des Grauens“ wächst

Zahl der Kritikpunkte hat sich verdoppelt. Radler listen immer mehr Gefahrenpunkte auf — aber auch Verbesserungen.

Zwei kritisierte Stellen: Auf der Breite Straße endet der Radweg unvermittelt, Einfädeln kann für Radler gefährlich werden.

Foto: S. Lepke/M. Zanin

Düsseldorf. Die Düsseldorfer Politik hat die Radverkehrspolitik entdeckt, dieser Eindruck machte sich in der jüngsten Vergangenheit breit — aber weit gekommen scheint sie damit noch nicht zu sein. Zumindest nicht, wenn man der so genannten „Karte des Grauens“ glaubt, auf der die Radler der Stadt online kritische Stellen markiert und beschrieben haben. Seit August hat sich die Zahl der Einträge auf 250 verdoppelt.

Oft bemängelt werden auch Radwege, die auf Gehwege geleitet werden, wie an der Moorenstraße. Hier wurde die Benutzungspflicht aber aufgehoben, Radler können dort inzwischen die Straße nutzen.

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Die Karte ist auf Initiative der grünen Ratsfraktion entstanden, gestern wurde sie dem Vorsitzenden des Verkehrsausschusses Martin Volkenrath (SPD) überreicht. „Die Stadt hat auch schon Interesse gezeigt“, sagte Annegret Ott von der Initiative.

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Es sind nicht nur fehlende Radwege, die hier kritisiert werden, sondern die unterschiedlichsten Behinderungen und Benachteiligungen. Hier finden sich viele Äußerungen wie diese über die Markenstraße in Oberbilk: „Das ist besonders krass: Ca. 20 Meter nach Beginn des Radwegs hört er einfach auf dem Gehweg auf. Und nun?“

Ein anderer Radfahrer bezeichnet die Situation rund um den Bilker Bahnhof als „Katastrophe“: unvermittelt endende Radwege, wer von der Aachener Straße kommend Richtung Norden weiterfahren will, muss über drei Fußgängerampeln.

Neben zugeparkten Radwegen tauchen auch immer wieder Fotos mit dem Schild „Radfahrer absteigen“ auf der Seite auf: „Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt“ heißt es sarkastisch als Kommentar zu einem Bild einer Fußgängerbrücke am Nordfriedhof, die offiziell als Radroute ausgezeichnet sei. Auch fehlende Baustellenumfahrungen für Radler werden bemängelt.

Der CDU-Verkehrsexperte Andreas Hartnigk (CDU) gibt zu bedenken, dass sich immer Stellen fänden, die man kritisieren könne. „Aber es gibt auch viel Positives zu sagen: die Radroute am Rhein zum Beispiel.“ Hartnigk erwähnt zudem die Planungen für die entstehenden Radwege im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau. Sein Fazit: „Wir verdoppeln die Ausgaben, so schlecht sind wir nicht.“

Die 1,5 Millionen Jahresetat reichen aber Rüdiger Heumann vom ADFC nicht, sein Verein fordert das Vierfache, schließlich gebe es noch viel Nachholbedarf. 2,50 Euro pro Kopf würden in Düsseldorf für den Radverkehr ausgegeben, 250 Euro dagegen für den Autoverkehr. „Wir sehen aber, dass sich eine Menge tut, was unter dem Vorgänger von Verkehrsdezernent Stephan Keller nicht möglich gewesen wäre.“

Entsprechend zeigt die „Karte des Grauens“ auch Positivbeispiele wie die Kölner oder die Bonner Straße mit neuen Radwegen. Nächstes Beispiel soll der Radweg Karlstraße/Worringer Straße werden, der gestern im Ausschuss auf der Tagesordnung stand. Gleichwohl: An beiden Enden gebe es keine Anschlüsse. Die Stadt solle mehr darauf achten, durchgängige Lösungen zu schaffen, bemängelt Heumann.

Für Diskussionen um die Radpolitik sorgte gestern auch das Freiraumkonzept für den Kö-Bogen im Verkehrsausschuss. Harsche Kritik übten die Grünen an zwei Punkten: Die Zahl der neuen Fahrradständer im gesamten Bereich fanden sie mit 110 zu gering, „vor allem im Vergleich mit der viel größeren Zahl von neuen Tiefgaragenplätzen“, bemängelte Norbert Czerwinski. Zudem fehlen ihnen beim geplanten Radweg die Anschlüsse im Hofgarten Richtung Norden und im Bereich der Johanneskirche in südliche Richtung.

Sind Sie zufrieden mit der Radwegepolitik? Sagen Sie Ihre Meinung: wz-duesseldorf.de