Düsseldorf Rainer Gallus: „Ein Drittel des Umsatzes wird online gemacht“
Rainer Gallus, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, über Chancen für kleine Geschäfte.
Herr Gallus, immer mehr Spielzeugläden machen dicht, nicht nur in Düsseldorf. Wie tief steckt die Branche in der Krise?
Rainer Gallus: Dass immer mehr Läden schließen, klingt erstmal dramatisch. Tatsächlich sind die Umsätze in der Branche aber gestiegen, im Vorjahr um fünf Prozent. Auch für 2015 wird ein deutliches Umsatzplus erwartet. Das liegt bereits ohne das lukrative Weihnachtsgeschäft bei vier Prozent.
Aber der Markt verändert sich und macht es inhabergeführten Läden immer schwerer. Inwiefern?
Gallus: Die Konkurrenzsituation hat sich enorm verschärft. Nicht nur Kaufhäuser bieten Spielwaren an. Auch Lebensmitteldiscounter, Möbelhäuser, Buchhandlungen oder Drogerien sind als Wettbewerber hinzugekommen. Und natürlich der Online-Handel. Schon jetzt wird ein Drittel des Umsatzes im Internet gemacht.
Wird sich die Situation weiter zuspitzen? Oder gibt es noch Hoffnung für kleine Läden?
Gallus: Es gibt nach wie vor viele Kunden, die einen großen Wert auf Beratung legen. Zudem lässt sich in anderen Bereichen ja eine Rückbesinnung auf frühere Werte erkennen, zum Beispiel bei Lebensmitteln. Kunden achten wieder mehr auf Qualität, haben ein stärkeres Bewusstsein beim Einkaufen und gehen nicht nur nach dem Preis. Darin liegt sicher eine Chance, auch für Spielwarenhändler.
In Düsseldorf gibt es einige Spielwarenläden, die ein spezielleres Sortiment anbieten. Warum?
Gallus: Für kleine Läden ist es schwierig, ein breites Sortiment vorrätig zu haben. Vor allem im Vergleich zu Filialketten und Kaufhäusern. Auch wenn viele bei Spielwaren zuerst an die großen Klassiker denken: Die Hälfte des Umsatzes in der Branche wird mit Neuheiten gemacht. Wer da auf die falschen Trends setzt, kriegt sehr schnell Probleme. Sich auf ein ausgewähltes Sortiment zu beschränken, zum Beispiel auf Holzspielzeug oder Fantasy-Artikel, ist da meist der klügere, weil risikoärmere Weg.