Reinhold Knopp: „Mehr dafür tun, dass Studenten in Derendorf leben“

Soziologe Reinhold Knopp über die Auswirkungen des FH-Umzugs auf den Stadtteil Derendorf.

Foto: Schaller

Düsseldorf. Reinhold Knopp ist Professor für Soziologie an der FH, er beschäftigt sich zudem seit Jahren mit Stadtentwicklung und hat schon an vielen Projekten mitgewirkt, die in Düsseldorf spielen, etwa zu Mehrgenerationen-Wohnen.

Herr Knopp, wird die neue FH das Viertel verändern?

Reinhold Knopp: Das glaube ich auf jeden Fall. Da kommen rund 9000 Studenten und viele Mitarbeiter, das hat Auswirkungen.

Welcher Art?

Knopp: Es werden Angebote entstehen, die sich an Studenten orientieren, zum Beispiel Kneipen oder Copy-Shops. Zurzeit findet man in der Ecke eher einfache Läden, Friseure, Sonnenstudios, Bierkneipen.

Viele in der Gegend erhoffen sich einen Aufschwung durch die FH — zu Recht?

Knopp: Ich denke, dass man eine Aufwertung beobachten wird, die Münsterstraße hat dafür das Potenzial. Zurzeit ist das Viertel sehr gemischt: Es gibt Altbauten und Nachkriegsarchitektur, in den Seitenstraßen wohnt eher bürgerliches Publikum.

Steigen dann auch die Mieten?

Knopp: Dass Aufwertung zu steigenden Mieten führt, war schon oft zu beobachten. Sie ist nichts grundsätzliches Negatives. Allerdings hat sich der Prozess verändert, oft wird heute der erste Schritt einfach übersprungen, wo junges und alternatives Publikum in ein Viertel zieht und es dann als attraktiv wahrgenommen wird. Die Preise steigen auch so.

Glauben Sie denn, dass viele FH-Studenten sich in der Gegend eine Wohnung suchen werden?

Knopp: Das bezweifle ich, dazu sind die Mieten in Düsseldorf zu hoch. Viele Studenten wohnen deshalb im Umland oder in Wuppertal. Andererseits haben Studenten in Fachbereichen wie Architektur oder Design schon eine Neigung, in der Stadt zu leben. Der ein oder andere würde sich vielleicht auch ein kleines Ladenlokal an der Rather Straße anmieten und die Ersten den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Wie bewerten Sie die Lage in Düsseldorf?

Knopp: Es ist versäumt worden, langfristig studentisches Wohnen mit einzuplanen. Stattdessen wird das riesige Wohngebiet Le Flair gebaut. Das ist ein ganz großes Manko. Es ist gut für eine Stadt, wenn Studenten hier leben, das ist ein Humus an Kreativität. Mein Appell an die Politik lautet: die Entwicklung in Derendorf gut in den Blick zu nehmen und mit allen Steuerungsmöglichkeiten darauf hinzuwirken, dass keine Verdrängung stattfindet und studentisches Wohnen am FH-Standort möglich wird.