Rentner nimmt Spanier auf die Motorhaube: Horrortrip durch den Rheinufertunnel
Spanier krallte sich auf Motorhaube fest — 74-Jähriger soll trotzdem Gas gegeben haben.
Düsseldorf. 74 Jahre alt ist Hermann S. (Name geändert), aber immer noch ein Freund des flotten Fahrstils. Weil ihm ein Ford aus Spanien im Rheinufertunnel auf der linken Spur nicht schnell genug fuhr, soll der Rentner zunächst mit Hupe und Licht gedrängelt haben. Kurze Zeit später lag einer der Spanier auf der Motorhaube des Mercedes und krallte sich fest. Mit der „Kühlerfigur“ fuhr Hermann S. einfach weiter durch den Tunnel, so der Vorwurf. Seit Dienstag muss er sich wegen Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr vor dem Amtsgericht verantworten.
Zu der unheilvollen Begegnung kam es am 22. Mai vergangenen Jahres. Der Rentner war mit seinem Mercedes im Rheinufertunnel in Richtung Süden unterwegs. Vor ihm auf der linken Spur der Ford mit dem gelben spanischen Kennzeichen. Wie die Staatsanwaltschaft ermittelte, soll der 74-Jährige den Wagen zunächst von hinten gedrängelt haben. Dann setzte der Rentner zum Überhol-Manöver an, fuhr rechts an dem Wagen vorbei und soll den Ford danach massiv ausgebremst haben.
Vor der Ampel am Ende des ersten Tunnelstücks musste Hermann S. anhalten. Da wollte ihn der spanische Beifahrer wegen seines Fahrmanövers zur Rede stellen. Doch der Rentner war nicht zu stoppen. Auch, als der Spanier sich vor seinen Wagen stellte. „Der Angeklagte gab Vollgas und fuhr weiter“, so die Anklage der Staatsanwaltschaft.
Nur durch einen Sprung auf die Motorhaube konnte der Spanier sich retten, heißt es weiter. Dann sei der Rentner einfach weiter durch den Tunnel gerast bis zur Plockstraße. Dort soll Hermann S. dem Mann auch noch einen Faustschlag versetzt haben. Erst Zeugen konnten den aufgebrachten Senior laut Staatsanwaltschaft stoppen.
Nur zögerlich räumte Hermann S. gestern ein, dass ein Teil der Vorwürfe sich wohl so ähnlich zugetragen hat. „Ich habe den mal angeblinkt“, gab der 74-Jährige zu, nachdem die Amtsrichterin mehrfach nachfragte.
Auch die Fahrt durch den Rheinufertunnel räumte der Senior schließlich ein: „Aber ganz langsam, nur im Schritttempo.“ Allerdings bestreitet der Angeklagte, dass er den Spanier umfahren wollte: „Er hat sich auf meine Motorhaube gelegt. Außerdem hat er zuvor meine Autotür eingedrückt.“ Insgesamt sei dabei ein Sachschaden von 4000 Euro entstanden.
Hermann S. hat sich angeblich bedroht gefühlt. Er will seinen Kontrahenten auch nicht mit der Faust traktiert haben: „Ich habe ihn nur weggestoßen.“ Für den 74-Jährigen geht es um viel. Denn die Staatsanwaltschaft will ihm auch den Führerschein entziehen.
Was sich genau zugetragen hatte, konnte vor dem Amtsgericht gestern nicht geklärt werden. Denn der einzige unabhängige Zeuge war gestern wegen eines Todesfalls in der Familie nicht erschienen. Nun wird der Prozess am 20. August fortgesetzt.