Rettung per Satelliten-Technik

Das Rote Kreuz stellt ein neues Ortungssystem vor.

Düsseldorf. Ein Fahrradfahrer liegt nach einem Unfall mit einem gebrochenen Bein im Wald. Zum Glück hat er sein Handy dabei und wählt den Notruf, dort fragt ein Mitarbeiter: „Wo genau sind Sie?“ „Naja, im Wald eben, um mich herum sind . . . viele Bäume . . .“ Es kommt vor, dass Rettungskräfte Menschen in Not lange suchen müssen. Dabei verstreicht Zeit, die über Leben und Tod entscheiden kann.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat sich Gedanken über dieses Problem gemacht und gestern das Notrufsystem Rotruf vorgestellt. Es besteht aus einem Handy-ähnlichen GPS-Empfänger, der in jede Westentasche passt. „In einer Notsituation braucht man nur den roten Knopf zu drücken, und nach dreißig Sekunden meldet sich unsere Leitstelle und sieht genau, wo der Verletzte ist“, erklärt Michael Bruch, Teamleiter für Rotruf beim Roten Kreuz.

In der Leitstelle kann der Mitarbeiter dank der Satellitentechnik den Standort des Verletzten auf einer Karte sehen und auf den Meter genau bestimmen. Der Rettungswagen könnte so durch den Wald bis zum Einsatzort geleitet werden — auch wenn ein Verunglückter am Sprechgerät nichts mehr sagen kann.

In Gebäuden klappt die Satellitenortung mit dem Rotruf nicht, aber das Gerät speichert die letzten empfangenen Koordinaten ab. „So können wir bis zur Haustür des Patienten finden“, sagt Bruch. Theoretisch funktioniert das System weltweit, doch das DRK beschränkt sich zunächst auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Auch, weil es da für uns einfacher ist, die zuständigen Leitstellen zu ermitteln“, sagt Bruch.

Deutschlandweit wird der Rotruf bislang nur vom DRK in Düsseldorf und Mülheim angeboten. 19,90 Euro müssen künftige Kunden monatlich zahlen, um sich mit dem kleinen Empfänger auszurüsten. „Unsere Zielgruppe sind Gefährdete wie Herzinfarktpatienten, aber auch Sportler, Wanderer, Motorradfahrer oder Kinder“, sagt Till Nagelschmidt, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes in Düsseldorf, der hofft, dass Rotruf sich durchsetzt.