Nahverkehr in Düsseldorf getestet Der Flexy-Service der Rheinbahn: Noch unbekannt, aber gut bewertet

Düsseldorf · Die Rheinbahn hat in einem Teil der Stadt einen On-Demand-Service eingeführt. Wir haben ihn umfassend getestet.

So sehen die Großraum-Taxis der Rheinbahn aus.

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Die Rheinbahn ist seit mehr als einer Woche mit Sammeltaxis im Osten der Stadt unterwegs – und ein Test hat gezeigt, dass Flexy funktioniert. Wie gut und wie genau das neue Angebot nutzbar ist, haben wir uns bei unangemeldeten Probefahrten im laufenden Betrieb angesehen.

Ludenberg-Vennhausen

(ale) Es ist Montagabend, 20.49 Uhr. Ich stehe am Mühlenbergweg in Ludenberg, zwischen Pillebach und Bergischer Landstraße. Eine sehr ruhige Seitenstraße, hier war die Rheinbahn sicher noch nie. Jetzt soll sich das ändern. Ich bestelle eine Fahrt zur Chemnitzer Straße nach Vennhausen, die 7,5 Kilometer entfernt liegt. Doch als ich buche, ploppt ein Hinweis auf: „Leider ist gerade viel los und im Moment haben wir keinen Platz für dich frei. Versuch’s bitte in ein paar Minuten noch mal.“ Kann das sein? Flexy mit seinen drei bis vier Fahrzeugen gleich in der ersten Woche ausgelastet? Ich bestelle eine Minute später erneut; es klappt. Um 20.51 Uhr teilt die App mit, dass Flexy in zwölf Minuten da sein wird. Auf der Stadtkarte wird der Punkt angezeigt, an dem ich abgeholt werden soll, er liegt 100 Meter entfernt auf der Marthastraße. Übrigens ebenfalls eine ruhige Seitenstraße, die die Rheinbahn jetzt wie 500 weitere virtuelle Stationen bedient.

Es kommen bis zum Eintreffen des Autos drei SMS, die auf eine Wartezeit erst von zehn, dann von fünf Minuten und schließlich auf die Ankunft hinweisen. Die Sensation: Die Rheinbahn kommt zu früh! Das Großraum-Taxi fährt exakt um 21.02 Uhr vor, also eine Minute eher als angekündigt.

Beim Zustieg über die große Seitentür hakt es, der Fahrer muss sie entriegeln, schafft es schließlich. Ich schlage die Tür wiederum nicht richtig zu, dann ist sie wieder verriegelt. Warten, wieder auf, dann schaff ich es mit sehr viel Schwung. Es ist bei der Fahrt zu merken, dass dieses London-Cab auch für den Fahrer neu ist. Ich bin der einzige Fahrgast und das bleibt bei der problemfreien Tour auch so. Der Fahrer erzählt, dass er nicht so viel zu tun habe. Schließlich biegt er in die Chemnitzer Straße ab, noch so eine Seitenstraße, in die die Rheinbahn sonst nicht fährt.

Am Ende noch mal das Türproblem, wieder lässt sie sich nur widerwillig öffnen. Und der Fahrer lässt mich auf einen begrünten und ziemlich nassen Seitenstreifen hinaus, den er wohl nicht gesehen hat. Macht aber nix, es gab nicht wirklich was zu meckern. Flexy ist nach 18 Minuten Fahrt angekommen, was 6,50 Euro gekostet hätte, wenn die erste Flexy-Fahrt nicht kostenlos gewesen wäre.

Eller-Ludenberg

(mbo) Als wir am Sonntagabend mit dem Bus an der Haltestelle Vennhauser Allee ankommen, ist das Flexy schon da. Zu diesem Zeitpunkt haben wir noch keine Fahrt gebucht. Die Fahrerin des London-Cabs nutzt den Verkehrsknotenpunkt offenbar, um Wartezeiten zu überbrücken. In der App geben wir den Mörsenbroicher Weg als Wunschziel an, dieser liegt am äußersten Rand des Flexy-Gebiets. Außerdem tippen wir ein, dass wir zu zweit unterwegs sind. Nur Sekunden nach Absenden des Auftrags erhalte ich um 22.10 Uhr eine SMS: „Dein Flexy ist am Abholpunkt angekommen!“. In der App wird sogar das Kennzeichen des Fahrzeugs angegeben.

Bei der Flexy-Fahrerin habe ich das Gefühl, dass sie sich über Fahrgäste freut. Bisher sei sie wenig unterwegs, sagt sie. Aber sie hoffe, dass das neue Angebot mit mehr Werbung bekannter werde. Aktuell verteilt die Rheinbahn Flyer an Haushalte im Düsseldorfer Osten. Ansonsten gleiten wir ruhig mit dem Elektroauto durch die Nacht. Ab und zu ist die Stimme des Navis zu hören. Wenn die Fahrerin mit uns sprechen möchte, macht sie das über ein Mikro; eine Scheibe trennt Fahrer- und Fahrgastraum. In der App aktualisiert sich wie bei einem Navi die Ankunftszeit. Um 22.26 Uhr steigen wir am Mörsenbroicher Weg aus. Fazit: Eine reibungslose Fahrt, die 6,50 Euro gekostet hätte. Um weiter in Richtung Innenstadt zu kommen, müssen wir dann nochmal auf eine Bahn warten.

Gerresheim–Grafenberg

(nic) Meine Testfahrt ist am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr. Der Startpunkt liegt in einem Wohngebiet in Gerresheim, das gar nicht weit weg ist von der nächsten regulären Haltestelle. Ein normaler Rheinbahn-Bus käme an der Ecke Lakronstraße/Ikenstraße aber eher schlecht durch, an der engen Straße parken Autos auf beiden Seiten. In der App gebe ich an, dass ich von meinem Standort gerne bis zum Staufenplatz fahren würde. Die App gibt an, dass ich in zehn Minuten von einem Flexy abgeholt werden könnte – und verrät, dass alternativ auch in 13 Minuten in der Nähe eine Bahn der Linie U73 fahren würde. Ich entscheide mich für das Flexy und gehe zu der Adresse etwa 100 Meter weiter, die mir als Startpunkt genannt wird.

Diesen hat die Rheinbahn offenbar bedacht ausgewählt – er liegt an einem Haus mit zwei großen Garageneinfahrten, hier ist also die Chance größer, dass es eine Lücke am Straßenrand gibt, an der der Wagen gut halten kann. Er kommt pünktlich, ich steige ein – bekomme allerdings wie zuvor mein Kollege die Tür beim ersten Mal nicht richtig zu. Der nette Fahrer steigt aus und hilft.

Nach dem Losfahren zeigt sich, dass das System noch neu ist: Irgendwie hat die Navigation nicht verstanden, dass ich schon eingestiegen bin, und will den Fahrer konsequent zurück zu meinem Einsteigepunkt lotsen. Mir sagt die App immer wieder, mein Flexy werde gleich da sein, obwohl ich schon drin sitze. Ich sage dem Fahrer, dass wir gerne die Schleife fahren können; schließlich bin ich neugierig. Wieder am Einsteigeort, drückt der Fahrer länger auf der Navigation herum und hat schließlich Erfolg. Diesmal navigiert uns das System in wenigen Minuten zum Ziel. Zusteigen will unterwegs niemand. Preis der angenehmen Fahrt: 3,70 Euro.

Rheinbahn-Bilanz

In der ersten Woche gab es laut Rheinbahn bislang etwa 20 Flexy-Fahrten. Maximal sind dabei drei Personen gleichzeitig mit einem Fahrzeug gefahren. Am beliebtesten seien die späteren Abendstunden am Wochenende und die Stadtteile Unterbach und Vennhausen gewesen.

Die Rheinbahn zeigt sich mit dem Start zufrieden und verweist auf die Nutzerinnen und Nutzer, die ihre Fahrten durchgängig mit fünf Sternen bewerteten.