Vertrauenskampagne für den öffentlichen Nahverkehr Maskenpflicht: Rheinbahn denkt nicht an Bußgeld
Düsseldorf · Bundesweite Vertrauenskampagne soll den Öffentlichen Personennahverkehr stärken
Corona hat den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) deutschlandweit hart getroffen. Auch die Rheinbahn. Bundesweit geht die Branche seit dem Ausbruch der Pandemie von etwa fünf Milliarden Euro Verlust durch weggefallenen Ticketverkauf aus. In Düsseldorf spricht Rheinbahn-Chef Klaus Klar davon, dass monatlich rund drei Millionen Euro weniger für den Ticketverkauf hereingekommen sind. Rund 16 Millionen Euro seit Beginn der Pandemie.
Corona habe die Rheinbahn zu einem Zeitpunkt zurückgeworfen, als es gerade aufwärts ging. 2019 habe man 4,5 Millionen Fahrgäste mehr befördert als 2018. Dann kam es zu Einbrüchen bei den Fahrgastzahlen, der Tiefststand habe bei etwa 20 Prozent des üblichen Fahrgastaufkommens gelegen. Jetzt sei man wieder bei 60 bis 70 Prozent.
Der Rheinbahnchef nannte diese Zahlen am Mittwoch bei der Vorstellung einer Kampagne des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen, der Kommunen und des Landes NRW. Ziel der rund drei Millionen Euro teuren Plakat- und Medienaktion ist es, das Vertrauen in die Nutzung des ÖPNV wieder herzustellen. Es wird für den Sinn der Maskenpflicht in Bus und Bahn geworben. Und auch den Mitarbeitern der Unternehmen für ihren Einsatz in der Krisenzeit gedankt.
Von den 3300 Rheinbahnern, so sagte es deren Chef, seien lediglich sieben nachweislich an Corona erkrankt gewesen. Es habe Testungen der Mitarbeiter im dreistelligen Bereich gegeben. Der ÖPNV sei kein Hotspot für Infektionen, glaubt Klar.
Die Rheinbahn habe insgesamt 100.000 Masken an ihre Kunden verteilt. An 21 Endhaltestellen würden die Bahnen regelmäßig desinfiziert, allein hierfür veranschlage das Unternehmen bis Jahresende bis zu 700.000 Euro Mehrkosten. „Wir dürfen jetzt nicht anfangen zu sparen und den Nahverkehr reduzieren“, sagt Klar. „Alle Fahrplanangebote, die wir uns für 2019 vorgenommen haben, werden wir durchführen und die geplanten fünf Prozent mehr Leistung auf die Schiene bzw. Räder bringen.
Der Rettungsschirm, den der Bund und auch das Land NRW für den ÖPNV aufgespannt haben ermögliche es der Rheinbahn, für das laufende Jahr ihre Ergebnisse stabil zu halten. Der Bund gibt bundesweit 2,5 Milliarden, die Länder eine gleiche Summe, allein in NRW sind es 700 Millionen Euro.
Bei Missachtung der Maskenpflicht setzt die Rheinbahn anders als andere ÖPNV-Anbieter nicht auf Bußgelder. Andernorts werden zwischen 50 und 100 Euro verhängt. Die Fahrscheinkontrolleure der Rheinbahn sollen zwar das Einhalten der Maskenpflicht überprüfen. Dabei hoffe man aber auf die Einsicht der Menschen. Man habe Masken an Bord, beim Fahrer und bei den Kontrolleuren. „Bei Missachtung der Pflicht versuchen wir es mit gutem Zureden. Erst wenn dann jemand weiter uneinsichtig ist, rufen wir die Polizei, es gibt einen Platzverweis“, sagt Klar. Vor allem in den Abendstunden werde man verstärkt kontrollieren.
Wie wichtig die Kontrolle der Maskenpflicht ist, betonte auch Thomas Hunsteger-Petermann, Vizechef des Städtetages. Insbesondere ältere Menschen hätten Angst. „Jüngere haben oft vor nichts Angst, nehmen keine Rücksicht.“ Es sei deshalb zwingend nötig, dass die Maskenpflicht durchgesetzt werde. „Es kann nicht sein, dass einzelne Egoisten sich auf Kosten anderer darstellen.“