Hauseinsturz in Düsseldorf Ein Bauarbeiter starb unter den Trümmern, ein zweiter wird vermisst

Düsseldorf · Die Suche nach der zweiten vermissten Person geht nach dem Gebäudeeinsturz in Düsseldorf-Friedrichstadt geht weiter. Der Bauherr erhielt die Baugenehmigung erst am Unglückstag, ein Statiknachweis fehlt laut Stadt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun.

Feuerwehrleute besprechen sich am Dienstag vor der Hauseinfahrt der Unglücksbaustelle an der Luisenstraße.

Foto: dpa/David Young

Der folgenschwere Teileinsturz eines Hinterhofgebäudes an der Luisenstraße hat auch am Dienstag die Feuerwehr und weitere Einsätzkräfte vom Technischen Hilfswerk und Polizei rund um die Uhr beschäftigt und wird es noch weiter tun. Am Dienstagmorgen musste die Feuerwehr die traurige Nachricht verkünden, dass man die Leiche eines vermissten Bauarbeiters nah des Durchgangs zwischen Vorder- und Hinterhaus gefunden hatte. Allerdings wurde seit dem späteren Montagabend ein zweiter Mann (35) vermisst, der ebenfalls auf der Baustelle im Stadtteil Friedrichstadt gearbeitet hatte.

Für die Angehörigen der beiden Männer sind es schreckliche Stunden des Wartens. „Wir können nur beten “, sagt Notfallseelsorgerin Yasemin Adin. Sie begleitet die Schwester des 39-jährigen türkischen Arbeiters, der vermisst wird. Auch die Ehefrau des 35-Jährigen ist in der Nacht aus Polen zum Unglücksort gekommen. Auch sie wird von Notfallseelsorgern betreut. Die Feuwehr bespricht sich mit ihnen und den Angehörigen, bevor sie Erkenntnisse an die Öffentlichkeit gibt. Das Furchtbare in den vielen Stunden nach dem ersten Leichenfund: Die Person ist zunächst nicht identifizierbar. Die Angehörigen werden gebeten, Kleidungsstücke oder andere Dinge beizubringen für einen Abgleich der DNA-Spuren.

Die bis zu 100 Einsatzkräfte können nach dem Fund des Toten diesen nicht bergen. „Stein für Stein muss dazu abgetragen werden“, erklärt Feuerwehrsprecher Stefan Holtkamp. Die Einsturzgefahr sei zu groß, weder Feuerwehrleute noch Suchhunde können die Unglücksstelle betreten. Bis zum Mittag wird der Kellerbereich des Hauses abgestützt. Zwar können die Rettungskräfte auch hier nicht hineingehen. Doch nach Zeugenaussagen wird vermutet, dass sich die zweite vermisste Person dort befinden könnte. Die Suche steht im Vordergrund. „Mittels einer Sonde und Drohne suchen wir Hohlbereiche“, erklärt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen. Auch Roboter sind im Einsatz.

Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte sich Dienstagvormittag ein Bild vom Unglücksort nahe der Kö gemacht. Er sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus. Am frühen Nachmittag erscheinen Baudezernentin Cornelia Zuschke und die Leiterin der Düsseldorfer Bauaufsicht, Ulrike Lappeßen an der Luisenstraße. Zuschke hatte dazu eigens am Morgen ihren Urlaub im Allgäu abgebrochen. „Es ist verheerend“, beschreibt sie gegenüber den zahlreichen Medienvertretern die Lage auf der Baustelle, betont, dass es zu diesem Zeitpunkt zuallererst darum gehe, Menschenleben zu retten.

Doch welche Bauarbeiten fanden im Rohbau zuletzt statt? Eben dem Gebäude, das am Montag um 13.30 Uhr auf einer Höhe von fünf Stockwerken samt Gerüst einstürzte? Dieser Frage müssen nun Gutachter nachgehen. Denn laut Ulrike Lappeßen hat die Stadt die Baugenehmigung für den Umbau erst genau am Unglückstag zwischen 13 und 14.30 Uhr an den Bauherrn geschickt. Damit, so teilt die Stadt mit, sei aber nicht sofort eine Freigabe der Bauarbeiten verbunden. Vielmehr müsse der Bauherr noch einen Standsicherheitsnachweis beim Amt nachreichen. Dieser Statik-Nachweis sei bei der Bauaufsicht bislang nicht eingegangen. Dezernentin Zuschke warnte vor voreiligen Schlüssen, dass illegal gebaut wurde: „Der Fall ist so schwierig und so gravierend. Wir spekulieren nicht.“ So seien Arbeiten wie die Erneuerung von Leitungen oder Fenstern genehmigungsfrei. Nun ermittele die Staatsanwaltschaft. Die Stadt werde sie dabei unterstüzen.

Die Suche nach dem zweiten vermissten Bauarbeiter geht am Mittwoch weiter. Am frühen Mittwochmorgen habe man damit begonnen, den Schutt von oben nach unten abzutragen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Unter anderem kämen auch zwei Kräne zum Einsatz. Zuvor sei die Feuerwehr noch mit Sicherungsmaßnahmen beschäftigt gewesen.