Auszeichnung Der Mann bei der Rheinbahn gegen Mobbing und für Inklusion wird ausgezeichnet

Düsseldorf · Jörg Junkermann schafft als Betriebsrat bei der Rheinbahn Verständnis für den jeweils anderen. Dafür erhielt er den 3. Preis „Demokratie im Betrieb 2019“.

Jörg Junkermann (2. v. l.) setzte sich etwa dafür ein, dass ein Schwerbehinderter Bahnfahrer werden konnte.

Foto: Schuchrat Kurbanov / Arbeit und Leben NRW

Wo Menschen zusammenarbeiten, kann es Probleme geben. Das ist normal. Um Konflikte zu lösen, wird häufig der Betriebsrat hinzugezogen. Einer von ihnen ist Jörg Junkermann, der sich bei der Rheinbahn AG als Betriebsrat engagiert. Für sein Engagement wurde er am vergangenen Dienstag vom Verein Arbeit und Leben DGB/VHS NRW e.V. ausgezeichnet. Für seine Verdienste für die Inklusion und gegen Mobbing erhielt er den 3. Preis Demokratie im Betrieb 2019. „Ich wusste, dass ich nominiert bin“, sagt Jörg Junkermann. Dass er eine Auszeichnung bekommt, damit hatte der Mitarbeiter der Rheinbahn nicht gerechnet – auch wenn er weiß, dass er für seine Arbeit von Geschäftsführung und Belegschaft geschätzt wird. Seine Kollegin Elke Möllers aus dem Betriebsrat hatte ihn vorgeschlagen.

Jörg Junkermann scheint dann zur Stelle zu sein, wenn andere Hilfe brauchen. So wie Irfan Özsoy. Der junge Mann mit türkischen Wurzeln war verzweifelt, weil er keine Ausbildungsstelle bei der Rheinbahn bekommen hatte. Das Besondere an seiner Geschichte: Özsoy waren nach einer bakteriellen Infektion die Finger und seine Beine amputiert worden. Junkermann war fasziniert von dem Willen, mit dem Özsoy für seinen Wunsch eintrat, für die Rheinbahn zu arbeiten. „Ich habe den Vorstandsvorsitzenden Klaus Klar quasi im Aufzug davon überzeugt, dass Öszoy sein Können unter Beweis stellen darf“, sagt Junkermann. Heute arbeitet Irfan Özsoy trotz seiner schweren Behinderung als Fahrer für die Rheinbahn.

Psychische Erkrankung eines Kollegen führte zu Konflikt

Als Mobbingbeauftragter kümmert sich Junkermann um Konflikte am Arbeitsplatz. „Die zeigen sich meist an Symptomen. Es fällt auf, wenn es in der Abteilung nicht rund läuft“, sagt der 56-Jährige. Das kann an einem Streit oder schlechter Stimmung liegen. „Dann haben wir die Möglichkeit, zu intervenieren“, sagt Junkermann, der seine Aufgabe so versteht, dass er Menschen helfen will, die richtige Entscheidung zu treffen. „Es geht nicht darum, ein Spiel zu gewinnen“, sagt er. Sondern darum, dass Menschen, die einen Konflikt hatten, wieder zusammenarbeiten können. Als zum Beispiel ein psychisch kranker Mitarbeiter von seinen Kollegen angegangen wird, schaltet Junkermann die Betriebspsychologin ein, die ihnen das Krankheitsbild erklärt. „Die Reaktion der Kollegen war: Wenn ich das gewusst hätte!“, sagt er. Jetzt könne der Mitarbeiter wieder in Frieden arbeiten und habe auch noch jemanden, der auf ihn aufpasse.

„Ich schaffe Verständnis für den jeweils anderen“, könnte Junkermanns Motto lauten. Seine Strategie, um Ziele zu erreichen, reichten von ruhig und diplomatisch bis hin zu einer gewissen „Bärbeißigkeit“. „Die braucht es am Ende auch, selbst wenn man damit manchen Menschen auf die Füße steigt“, sagt Junkermann. Früher sei es ihm manchmal schwer gefallen, eine gesunde Distanz zu den Themen zu haben, sagt Junkermann. „Die braucht man aber“, sagt Junkermann, der seit Anfang der 2000er im Betriebsrat tätig ist.

Als Fahrer bei der Rheinbahn arbeitet der Preisträger seit 1989. Zuvor war er als Einzelhandelskaufmann für die Henckel Zwillingswerke am Schadowplatz tätig. Als eine Versetzung nach München anstand, schaute sich Junkermann nach einer Alternative um. „Ich hatte gerade eine Familie gegründet und wollte Düsseldorf nicht verlassen“, sagt Junkermann. Am ehemaligen Rheinbahnpavillon gegenüber dem Geschäft, in dem er arbeitete, entdeckte er eine Stellenausschreibung der Rheinbahn. „Dann ging alles in einer affenartigen Geschwindigkeit“, sagt Junkermann. Kurz nach seiner Kündigung als Einzelhandelskaufmann saß er regelmäßig neun Stunden „auf dem Bock“.