Neu in den Programmkinos Woody Allen: Wie aus Kultfilmen Altherren-Kult wird

Düsseldorf · Unser Kolumnist Philipp Koep beleuchtet aktuelle Filme in Düsseldorfer Programmkinos - etwa den neuen Woody-Allen-Film.

 Elle Fanning als Ashleigh in einer Szene des Films „A Rainy Day in New York“. Der Film läuft jetzt im Cinema.

Elle Fanning als Ashleigh in einer Szene des Films „A Rainy Day in New York“. Der Film läuft jetzt im Cinema.

Foto: dpa/Jessica Miglio

Wild Rose

Der amerikanische Traum in Glasgow. „Country-Musik, das sind drei Akkorde und die Wahrheit“, so lautet das Lebensmotto von Rose-Lynn, die auch von sich sagt, sie sei eine Amerikanerin, die im Körper einer Schottin geboren wurde. Da stört es die temperamentvolle junge Frau auch nicht so sehr, dass sie zwei Kinder hat und gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde: ihr Ziel heißt Nashville und dort will die Sängerin ganz groß als Countrystar herauskommen. Doch gerade als der Traum in Erfüllung zu gehen scheint, muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen...

 Philipp Koep kommentiert für die WZ Filme.

Philipp Koep kommentiert für die WZ Filme.

Foto: Judith Michaelis

Nach den Musical-Erfolgen von „Lala-Land“ und „A Star Is Born“ kann diese britische Produktion mit seiner fulminanten Darstellerin Jessie Buckley und starken Gesangseinlagen irgendwo zwischen Feelgood und Musiker-Drama punkten.

Atelier, Vorpremiere am Mo. um 19 Uhr (engl. OmU)

Auerhaus

Sie haben das Gefühl, zur falschen Zeit am falschen Ort zu leben und ihr Leben zu verpassen – nicht ganz unbegründet, wenn man Anfang der 80er in einem Kaff in der Pampa lebt. Doch dann kommt ein abenteuerliches Angebot. Die Schüler bekommen ein Haus für ihre eigene WG. Misstrauisch beäugt von den Nachbarn machen Höppner, Frieder, Vera und Cäcilia ihre Erfahrungen mit der Selbständigkeit und dem wirklichen Leben. Dazu gehört auch Frieders Depression, er will nicht mehr leben. Als auch noch Pauline dazu stößt, wird die Lage ernst, sie macht ihrem Namen alle Ehre und zündelt gern.

Nostalgisch geprägte Verfilmung des Jugend-Bestsellers von Bov Bjerg.

Bambi, tgl. 16.45 u. 19 Uhr (Fr. nur 19 Uhr)

Alles außer gewöhnlich

Autismus ist der Top-Seller unter den Leinwand-Behinderungen. Das Kino hat sich seit „Rain Man“ immer wieder gern und erfolgreich dieser Form der „Verrücktheit“ gewidmet. Dass sich nun auch Olivier Nakache und Éric Toledano, immerhin mit „Ziemlich beste Freunde“ die Superstars in Sachen süffige Handicap-Komödien, dieses Themas angenommen haben, lässt ambivalente Gefühle aufkommen. Einerseits greifen sie ein heißes Eisen in der französischen Gesellschaft auf, nämlich die Ausblutung des Sozialsystems wie zuletzt auch in „Glanz der Unsichtbaren“. Doch aus dem „gut gemeint“ wird nicht auch ein „gut gemacht“: die ständig auf unterhaltsam getrimmte Story eines gewitzten wie aufopferungsvollen Sozialarbeiters berührt das Thema, nämlich die Verwahrlosung der Inklusion, nur im Rahmen leichter Unterhaltung mit ein paar äußerlichen Spannungsmomenten.

Metropol, tgl. 19 u. 21.30 Uhr (Fr. 18.45 u. 22 Uhr)

2040 – Wir retten die Welt

2040 werden die meisten mächtigen Männer, die den Klimawandel hätten aufhalten können, längst nicht mehr im Amt sein. Aber, wie sähe die Welt in zwanzig Jahren aus, wenn wir heute mit dem Wandel unserer Lebensweise beginnen würden? Wenn wir konsequent auf Nachhaltigkeit setzen würden, die Landwirtschaft ökologisch gestalten und die Ernährung auf vegetarisch umstellen würden? Dieser utopische Gedanke beseelt die Dokumentation des Australiers Damon Gameau, der seinen Film als einen Brief an seine vierjährige Tochter formuliert. Als optimistisches Bekehrungswerk konzipiert sieht der Film bisweilen so aus wie ein Werbefilm und klingt auch so.

Bambi, Futurekinotag am Fr., 16.30 Uhr, Eintritt 5 Euro

A Rainy Day in New York

Aus den Kult-Filmen ist ein Altherren-Kult geworden. Jedes Jahr bringt Woody Allen einen neuen Film heraus, meist eine handwerklich sauber gemachte und prominent besetzte Komödie, die im gewohnt-bewährten Allen-Kosmos spielt. Mittlerweile gehört auch dazu, dass die Filme des mittlerweile 83jährigen im Schatten der MeToo-Debatte stehen. So sollte der 49. (!) Film des Filmemachers zunächst bei Amazon-Prime veröffentlicht werden, wurde dann aber zurückgezogen und einige Schauspieler distanzierten sich nachträglich von der Zusammenarbeit mit Allen.

Das junge Paar Ashleigh und Gatsby will ein romantisches Wochenende in New York verbringen. Doch der Plan zerschlägt sich, als Ashleigh die Gelegenheit erhält, für die Studentenzeitung den gefeierten Filmregisseur Pollard zu interviewen. Während die junge Frau fasziniert in die Welt von Starruhm und Midlife-kriselnden Künstlern taucht, trifft Gatsby auf eine ehemalige Bekannte.

Der Film bietet zwar etliche pikante Spitzen auf Me-Too, aber ansonsten ist das Welt- und New York-Bild Allens nostalgisch-unbedarft vor Jahrzehnten stehengeblieben.

Cinema, tgl. 15, 17 u. 19 Uhr (So. nur 17 Uhr u. um 19 Uhr im engl. OmU; Mo. nicht um 19 Uhr, Di. nur 16 u. 18 Uhr)

Aretha Franklin: Amazing Grace

Spätzünder. Sie sang sich die Seele aus dem Leib, und das will etwas heißen bei Aretha Franklin. Doch die Filmdokumentation über ihr legendärstes Konzert, immerhin dirigiert von Sydney Pollack, verschwand in der Schublade. Sowohl technische als auch juristische Probleme verhinderten die Veröffentlichung. Erst jetzt – 47 Jahre später und gut ein Jahr nach ihrem Tod – findet der Film seinen Weg in die Kinos. Ein höchst lebendiger Nachruf auf die Queen of Soul.

Metropol, tgl. 17 Uhr (Fr. 16.45 Uhr) im engl. OmU