Verkehr „Rheinbahn auf Bestellung“ startet im Düsseldorfer Osten

Düsseldorf · In einem Jahr sollen Sammeltaxis den Nahverkehr in Unterbach, Hubbelrath und Knittkuhl ergänzen. Die Bürger haben der Rheinbahn dazu nun ihre Wünsche mitgegeben – zum Teil mit viel Nachdruck.

 Sammeltaxis sollen den Nahverkehr in Düsseldorf ergänzen. Unser Bild zeigt ein Modell aus Hamburg,

Sammeltaxis sollen den Nahverkehr in Düsseldorf ergänzen. Unser Bild zeigt ein Modell aus Hamburg,

Foto: grafik

Düsseldorf ist bei einem modernen Verkehrsthema ausnahmsweise nicht vorne mit dabei. Busse „on demand“ (also auf Bestellung) gibt es bereits in Berlin, Hamburg, München sowie Dresden, Duisburg und Krefeld. In der Landeshauptstadt will die Rheinbahn sie gemeinsam mit Taxiunternehmen ab dem dritten Quartal 2020 am Stadtrand anbieten. Private Unternehmen könnten hier schon früher am Start sein, voraussichtlich aber ausschließlich im Zentrum. Vertreter der Rheinbahn haben ihre Ideen nun mit den Bürgern in den betroffenen Stadtteilen diskutiert und deren Wünsche eingesammelt. Die wichtigen Punkte im Überblick:

Sammeltaxi bestellen Das Konzept der Rheinbahn sieht vor, dass die Bewohner eines Stadtteils über eine App auf ihrem Smartphone Start und Ziel ihrer Fahrt angeben. Ein Algorithmus bündelt die Anfragen und errechnet Routen, auf den die Fahrgäste eingesammelt und zu ihrem Wunschort gebracht werden können. Laut Rheinbahn soll die Wartezeit maximal 15 Minuten betragen. Bankdaten oder eine Kreditkarte sind in der App hinterlegt, so dass die Fahrtkosten abgebucht werden können. Die Bürger in Unterbach haben deutlich gemacht, dass die App nicht die einzige Möglichkeit sein sollte, ein Sammeltaxi zu bestellen. Sie wünschen sich einen Telefonservice, den man anrufen kann und der für den Fahrgast die Buchung übernimmt.

Virtuelle Haltestellen Der Service ist nicht identisch mit einer Taxifahrt, das heißt er erfolgt nicht von Haustür zu Haustür. Vielmehr hat die Rheinbahn virtuelle Haltestellen entwickelt, an denen Fahrgäste ein- und aussteigen können. Sie sollen sich an den meisten Kreuzungen in einem Stadtteil befinden. Der Weg zur nächsten virtuellen Haltestelle soll höchstens 200 Meter betragen. Aussteigen können Fahrgäste an anderen Kreuzungen oder an einer wichtigen Haltestelle, etwa an einem S-Bahnhof. Sinn des Systems ist es, das Nahverkehrsnetz und die Sammeltaxis zu verknüpfen.

Wie das mit den virtuellen Haltestellen funktioniert, zeigen die Stadtwerke in Krefeld, die dort auch für Bus und Bahn zuständig sind. Dort gibt es seit Beginn dieser Woche Sammeltaxen. Haltepunkte sind alle Laternen, die nicht im absoluten Halteverbot oder an anders ungünstigen Stellen stehen.

Das Gebiet Das neue Angebot soll es ab dem dritten Quartal 2020 zunächst im Düsseldorfer Osten geben, in den Stadtteilen Unterbach, Hubbelrath und Knittkuhl. Die Fahrgäste sollen von dort zu zentralen Punkten in Gerresheim fahren können und von dort mit Bahnen in die Innenstadt gelangen. Die Bürger in Unterbach haben mit Nachdruck deutlich gemacht, dass die Haltestelle an der Vennhauser Allee (von dort fahren unter anderem die Straßenbahn-Linien U75 und 705 in die Innen- und die Altstadt) von großer Bedeutung ist und in das Gebiet einbezogen werden sollte. Der wie auch immer gestaltete Bereich im Düsseldorfer Osten würde in einem zweiten Schritt mit einem Bediengebiet in der Innenstadt verknüpft.

Die Zeiten Die Rheinbahn schlägt vor, die Sammeltaxis wochentags von 6 Uhr morgens bis 1 Uhr nachts einzusetzen und am Wochenende von 10 bis 1 Uhr. Bei dem später geplanten Innenstadt-Angebot sind Zeiten von 17 bis 1 Uhr geplant. Ein einheitliches Meinungsbild gab es beim Bürgerabend in Unterbach nicht. Einige befürworteten das Modell der Rheinbahn, andere wünschen sich mehr Nachtstunden und regten an, dafür tagsüber zeitweise keine Sammeltaxen fahren zu lassen.

Die Preise Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) wird seine Tarife im kommenden Jahr verändern, deshalb konnten jetzt noch keine belastbaren Aussagen über die Preise gemacht werden. Viele der befragten Bürger haben signalisiert, dass sie das Angebot attraktiv finden, wenn der Aufschlag auf den normalen Ticketpreis bis zu einem Euro beträgt.

Der Partner In den erwähnten Städten agieren bisher Verkehrsbetriebe, Tochterfirmen von Automobilkonzernen oder Start-ups als Anbieter der Sammeltaxis. In Düsseldorf ist in diesem Punkt eine Neuerung geplant. Die Rheinbahn möchte mit Taxi-Unternehmen zusammenarbeiten. Dies helfe beiden Seiten. Die Taxi-Unternehmen hätten sichere Einnahmen, wenn die Rheinbahn sie beauftragt, das Nahverkehrsunternehmen kann flexibler planen, etwa in Phasen mit besonders hohen Nachfragen.

Die Fahrzeuge Die Rheinbahn spricht in ihrem Konzept von „emissionsfreien Fahrzeugen“, die sie als Sammeltaxis einsetzen will. Damit sind Elektro-Kleinbusse oder solche mit Wasserstoffantrieb gemeint. Das brachte ihr Lob der Bürger ein, wird aber angesichts der bisher dünnen Angebotslage auf dem Markt bis zum geplanten Start in einem Jahr noch eine Beschaffungs-Herausforderung werden. In den beschriebenen Kleinbussen gibt es normalerweise acht Sitzplätze. Die Rheinbahn hat aber bereits einkalkuliert, dass die Düsseldorfer nicht so richtig gerne links und rechts Menschen sitzen haben, die sie nicht kennen. Daher ist die Zahl der Sitze auf fünf gesenkt worden.