Richter: Anwalt ist ohne Krawatte nicht vorhanden

Für Rechtsanwalt Joachim Müller ging es bei dem Prozess vor dem Düsseldorfer Landgericht um viel Geld. Über 4000 Euro verlangt ein Krankenhaus in dem Zivilverfahren. Beinah hätte der Jurist ohne Verhandlung verloren.

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Denn er hatte zwar eine Robe an, aber keine Krawatte. Richter Thomas Fröml monierte, der Rechtsanwalt sei nicht ordnungsgemäß gekleidet. Ohne Krawatte wäre Müller nicht vorhanden und könne nicht verhandeln.

„So etwas habe ich in 22 Jahren als Anwalt noch nicht erlebt“, erklärte Müller. Die Verhandlung wurde zunächst unterbrochen, damit die geforderte Kleiderordnung hergestellt wurde. In den Räumen des Anwaltsvereins konnte man mit einem langen weißen Binder helfen, wie er in vielen Gerichtssälen gewünscht wird. Dort lagern übrigens auch Reserve-Roben für den Fall, dass Anwälte mal ihr kleines Schwarzes vergessen haben.

Ganz schnell band sich Müller vor dem Aufzug die Leih-Krawatte zurecht, um dann weiter zu verhandeln:. „Ich habe sonst immer eine Krawatte dabei. Nur wegen der Hitze habe ich ausnahmsweise darauf verzichtet.“ Seit dem Beginn der Hitzewelle würden es übrigens auch andere Gerichte nicht so genau mit der Kleiderordnung nehmen: „Teilweise darf sogar auf die Roben verzichtet werden.“

Aber in Düsseldorf nicht. „Das Gebäude ist voll klimatisiert. Da gibt es keinen Grund für solche Maßnahmen“, so Elisabeth Stöwe, die Pressesprecherin des Landgerichts. Der Richter habe sich völlig korrekt verhalten: „Er hat in dem Saal die Sitzungsgewalt und kann das entscheiden.“ Eine gesetzliche Regelung, ob Rechtsanwälte Robe und Krawatte tragen müssen, gibt es in Nordrhein-Westfalen nicht.