Düsseldorf-Garath RVV-Reiter haben nun ein Dach überm Kopf

23 Jahre lang mussten die Reiter des RVV Schlosshof Garath bei Wind und Wetter trainieren. Nun haben sie endlich eine eigene Halle.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Sie heißen die „Hüpfer“, „Piraten“ , oder „die wilde 11“ — die Gruppen, die beim bei Reit- und Voltigierverein (RVV) Schlosshof Garath trainieren. Meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit, denn der Wirtschaftshof neben dem Garather Schloss wird wochentags allenfalls von ein paar Hundebesitzern besucht. Oder eben von den meist jungen Mitgliedern des RVV.

Am Sonntag beim Einweihungsfest der neuen Reithalle war das anders. Da strömten die Neugierigen aus dem Stadtteil, und die stolzen Eltern hatten sich einen Platz neben der Reitbahn erkämpft, um den Nachwuchs bei seinen Vorführungen zu beobachten. Die achtjährige Lisa gehörte auch zu den Zaungästen und machte prompt auf dem Hallenboden das nach, was sie gerade sah. „Ich kann Spagat und Rad schlagen — aber auf einem Pferd zu turnen, ist viel schöner“, sagt sie und blickt ihre Mutter erwartungsfroh an.

Trainerin Friederike von Dörnberg hört das gerne. Seit 23 Jahren wird mittlerweile auf dem Schlosshof voltigiert — zunächst ausschließlich im Freien — mit allen negativen Folgen bei schlechtem Wetter. Im vergangenen Jahr nun hatte Hausherr Dankwart von Dörnberg den ehemaligen Kälberaufzuchtstall — bis in die 1960er Jahre wurde auf dem Hof Milchwirtschaft betrieben — zu einer Reithalle umgebaut. Ein kompliziertes Unterfangen, denn die Anlage steht unter Denkmalschutz.

Um die von der reiterlichen Vereinigung vorgeschriebenen Maße einhalten zu können, mussten das Gebäude nach hinten um 80 Zentimeter erweitert und der Boden um 80 Zentimeter tiefer gelegt werden. Für die Reitschüler anfangs eine Umstellung: Zwar wurden sie nicht mehr nass, dafür fehlte ihnen der Blick ins Weite. deshalb wird auch heute noch so viel wie möglich im Freien trainiert.

Angefangen hatte alles als Fördermaßnahme für die Kinder des Waldorfkindergartens und der Waldorfschule. Damals war einer Kindergärtnerin aufgefallen, dass einige Kinder extrem steif waren. Sie thematisierte dies auf einem Elternabend, und Friederike von Dörnberg, die es samt Ehemann Dankwart von Dörnberg und ihren drei Kindern auf den Gutshof Garath verschlagen hatte, schlug als Ausgleichssport Voltigieren vor.

Das erste Voltigierpferd wurde vom Erziehungsgeld der jüngsten Tochter gekauft, und die Mutter machte eine Trainerausbildung. Aus den zehn Kindern der Anfangszeit sind mehr als 100 geworden, im Stall stehen sechs Voltigierpferde, zwei Reitpferde sowie ein Esel. Auf dem wird aber nicht voltigiert.

Noch immer kommt ein Teil der Schüler aus der Waldorfschule, aber es gibt auch Unterricht in Verbindung mit den Garather Schulen. „Damit auch den Kindern der Umgang mit dem Pferd ermöglicht wird, die die Kosten in anderen Reitvereinen nicht bezahlen könnten“, sagt von Dörnberg.