Düsseldorf ADFC-Chefin: „Es geht um mehr Lebensqualität in der Stadt“

Die ADFC-Vorsitzende Lerke Tyra spricht im WZ-Interview über Stadtautobahnen, Gehwegradler und Radfreundlichkeit als Imagefaktor.

Düsseldorf: ADFC-Chefin: „Es geht um mehr Lebensqualität in der Stadt“
Foto: M. Zanin

Düsseldorf. Seit Frühjahr wird der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in Düsseldorf von zwei Frauen vertreten. Die WZ sprach mit Vorstand Lerke Tyra darüber, was sich schon getan hat und was sich ihrer Ansicht nach noch verändern muss.

WZ: Frau Tyra, ein Wettrennen zwischen Rad und Auto - ein fairer Wettkampf?

Lerke Tyra: Auf kurzen Strecken ist das Rad eindeutig die schnellere Wahl. Generell wird Radfahrern das Fortkommen in der Stadt aber immer noch nicht leicht gemacht — wenngleich einiges in Bewegung geraten ist.

Das klingt positiv ...

Tyra: Wir reden jetzt über ein Radhauptwegenetz in der Stadt, sogar die Merowingerstraße ist kein Tabu mehr. Es gibt nun eine Fachgruppe Radverkehr, in der wir als ADFC Düsseldorf vertreten sind.

Was ist denn möglich in einer engen Stadt wie Düsseldorf?

Tyra: Vieles. Man muss den Platz anders aufteilen, nicht von der Mitte her denken, wo die Autos fahren, sondern von den Rändern. Da braucht man erstmal Platz für Fußgänger. Und dann sind die Radfahrer dran.

Auch auf Kosten von Platz für die Autos?

Tyra: Ohne Umdenken wird das nicht gehen. Z.B. bei der Toulouser Allee ist eine Spur verzichtbar, auch auf der Kaiser- und Fischerstraße könnte man Platz für Radwege schaffen. Es geht hier aber auch um Lebensqualität.

Wie meinen Sie das?

Tyra: An Straßen wie der Merowingerstraße wohnen viele Menschen. Deshalb geht es nicht, dass dort wie auf einer Stadtautobahn gefahren wird. Das produziert Lärm und schlechte Luft.

Glauben Sie, diese Sichtweise ist in Düsseldorf angekommen?

Tyra: Gerade habe ich gesehen, heute Morgen vor 10 Uhr sind schon 700 Radfahrer an der Rheinuferpromenade entlanggefahren. Immer mehr Leute steigen auch auf Pedelecs um, viel mehr als auf Elektro-Autos. Düsseldorf könnte doch die Fahrradfreundlichkeit zu einem Markenzeichen machen.

Wie kommt man dahin?

Tyra: Abgesehen von mehr Radwegen — es gibt noch viele schwierige Stellen, etwa kleine Mittelinseln, auf die ich als Radlerin mit einem Kinderanhänger gar nicht passe. Da muss man dann über Ampelschaltungen nachdenken.

Die Radler sollen also auf die Straße, davor haben manche Angst ...

Tyra: Die könnte man dadurch abbauen, dass man die Abgrenzung von Radwegen noch deutlicher macht. Schon jetzt ist die Statistik aber eindeutig: Radwege auf Bürgersteigen führen zu deutlich mehr Unfällen, mit Fußgängern und Autos.

Ist dann Schluss mit Gehwegradlern?

Tyra: Ich ärgere mich als Fußgängerin auch darüber. Aber viele Radler trauen sich an vielen Stellen eben nicht auf die Straße. Und Radler schieben nicht gern. Wenn ich an Baustellen das Schild „Radfahrer absteigen“ sehe, denke ich: Das ist ein schlechtes Signal. Da muss die Stadt dazulernen.