Schumann-Haus: Beckmann darf bleiben

Der Streit zwischen Stadt und Cellisten ist trotzdem nicht beendet. Der will selbst nicht für die Zeit der Sanierung ausziehen.

Foto: Sergej Lepke

Das Wohnhaus von Robert und Clara Schumann an der Bilker Straße 15 soll saniert und zum Schumann-Museum werden, sofern man den Ausführungen des Kulturdezernenten Hans-Georg Lohe im Fachausschuss glaubt. Dort wohnt dort jedoch der Cellist Thomas Beckmann seit 20 Jahren zur Miete im zweiten Obergeschoss und unterm Dach. Er weigert sich, das Haus zu verlassen. Das muss er jedoch, sonst kann nichts saniert werden.

Jetzt wird dieser Auszug mit einem Trick möglich, zumindest meint dies der Kulturdezernent. Im Fachausschuss erklärte er, Beckmann habe ihm seine schriftliche Bereitschaft erklärt, „für die Dauer der Sanierung auszuziehen“. Anschließend ziehe er wieder ein. Der Vorschlag komme von einem „kreativen Architekten“. Thomas Beckmann widerspricht jedoch.

CDU-Sprecher Alexander Fils wollte es zunächst kaum glauben: „Der Vermieter zieht aus und wieder ein?“, fragte er ungläubig in die Runde. Lohe bestätigte — und der Ausschuss freute sich, wenn auch zu früh.

Im Dezember will Lohe die Details so weit geklärt haben, dass der Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss im Rat verabschiedet werden kann. Wie berichtet, sind drei Millionen Euro veranschlagt, um das Tragewerk vom Pilz zu befreien und die Standfestigkeit sicherzustellen.

Die Bauarbeiten könnten also termingerecht durchgeführt werden. Lohe wörtlich: „Wir werden wie vorgesehen die Sanierung im ersten Quartal 2019 durchgeführt haben.“ Dann gebe es eine „würdige Gedenkstätte“, mit dem Dauermieter in den darüber liegenden Geschossen. Lohe betonte, er prüfe zurzeit die Fördermöglichkeiten. Gespräche mit privaten Förderern seien auf „gutem Wege“.

Nun aber sagt Thomas Beckmann gestern auf WZ-Anfrage: „Das stimmt nicht, dass ich mich schriftlich bereiterklärt habe, für die Dauer der Sanierung auszuziehen. Ich habe gesagt, dass ich gegebenenfalls ausziehe. Aber der Fall ist nicht gegeben. Die Kanzlei Ganteführer behauptet zwar im Auftrag der Stadt, es gebe ein Gutachten, dass das Haus einsturzgefährdet sei. Ein Gutachten, dass sich die Balken biegen, gibt es aber nicht. Außerdem bekommt man für drei Millionen Euro eine Kernsanierung, die man nicht braucht, denn sonst wäre das Schumann-Haus kein Original mehr.“

Beckmann fordert vor der Sanierung erst einmal ein inhaltliches Konzept. Er sagt: „Die Stadt hat nur wenige Exponate wie einen Sigelring, einen Schal und einen Schwanenfedermantel. Die Exponate passen auf einen Tisch. Kein einziges Möbelstück ist vorhanden. Das wird ein potemkinsches Dorf mit Betondecken. Das sieht hinterher aus wie des Kaisers neue Kleider.

Beckmann behauptet: „Hier ist nichts unumgänglich. Im Jazzlokal Em Pöötzke in der Mertensgasse haben sie die Balkenköpfe bei laufendem Betrieb ausgewechselt. Das kann man im Schumann-Haus auch machen.“ Will heißen, dann brauche er nicht auszuziehen.

Hierzu meint Lohe: „Das Wort ’gegebenenfalls’ ist mir durchgegangen. Aber das Haus wird nur saniert, wenn er mindestens zeitweise auszieht. Wir werden einen Modus finden, um die Baumaßnahme durchzuführen.“