Jubiläum Seit 50 Jahren ist Peter Niedermeier Tankstellenpächter in Bilk

Düsseldorf · Als 24-Jähriger übernahm er den Betrieb an der Mecumstraße und arbeitet dort heute noch jeden Tag.

Seltenes Jubiläum: Peter Niedermeier ist im März seit 50 Jahren Pächter der Esso-Tankstelle auf der Mecumstraße.

Foto: Annic Völkel

„Guten Tag, darf ich volltanken?“ So begrüßte Peter Niedermeier einst seine Kunden. Aber das ist wirklich lange her. Der Liter Benzin kostete 56,2 Pfennige. Das war vor knapp 50 Jahren. Denn am 1. März 1969 wurde der damals 24-Jährige sein eigener Chef. Nach der Ausbildung zum Tankwart, der Zeit bei der Bundeswehr und einer Gesellenzeit als „Nachwuchspächter“ übernahm er die Esso-Tankstelle an der Mecumstraße in Bilk. Und hier befindet sich heute noch sein winziges Büro hinter dem Kassen- und Geschäftsraum. Der 74-Jährige freut sich sehr auf den Jubliäumstag, gibt dann in seiner Werkstatthalle eine Party für Mitarbeiter, Stammkunden und Kollegen des Mineralölkonzerns.

Täglich geht der Ur-Düsseldorfer, der in der Altstadt geboren und aufgewachsen ist, noch zur Arbeit. Montags bis freitags von 7.45 bis 18.30 Uhr, samstags und sonntags kommt er für zwei Stunden. Dabei hat sich sein Berufsbild in den fünf Jahrzehnten sehr verändert. Peter Niedermeier sagt: „Früher war ich der Tankwart, der vollgetankt, Scheiben gewaschen und Öl kontrolliert hat. Heute bin ich der ,Tankstellenkaufmann’, der sich vor allem mit der Buchhaltung beschäftigen muss.“ Doch immer wieder betont er, dass er sehr gerne arbeitet, neugierig auf Neues ist, gerade wieder in den bargeldlosen Zahlungsverkehr investiert hat und sich selbst am Computer fit gemacht hat, so als das elektronische Bestellwesen eingeführt wurde.

1969 hatte er eine vergleichsweise kleine Tankstelle übernommen. 30 000 Liter Kraftstoff verkaufte Niedermeier im Monat. Heute sind es bis zu 600 000 und freitags ist der Andrang der Kunden, darunter 50 Prozent Stammkunden, am größten. In den Siebziger Jahren wurden seine Zapfsäulen auf Selbstbedienungsbetrieb umgestellt. Niedermeier übernahm damals weitere Aufgaben, war Vorsitzender im Prüfungsausschuss Tankstellen. Dies hat ihm gefallen, später hat er für Esso Neupächter ausgebildet. Für seine „beispielhafte Leistung in der Berufsausbildung junger Menschen“ bekam er vom früheren Bundespräsidenten Karl Carstens eine Urkunde, auf die er sehr stolz ist.

Doch parallel dazu musste er seinen Verkaufsraum aufrüsten, denn vom Spritverkauf alleine können Tankstellenpächter heute nicht mehr leben. Als erstes schaffte er einen Kaugummiautomaten an, später kamen die Getränke und Zeitschriften dazu. Seit vier Jahren hat er im 35-Quadratmeter-Raum einen Mini-Backshop, die Eistruhe ist das ganze Jahr über gut gefüllt. Aber besonders der Verkauf von Kaffee sei für die bis zu 1000 Kunden täglich an der „letzten Tankstelle vor der Autobahn“ ganz wichtig.

So sah die Tankstelle 1969 aus. Damals gab’s mehr Service, dafür noch keine Backwaren.

Foto: Peter Niedermeier

Peter Niedermeier betont, dass er immer Glück gehabt habe. Mit der Lage der Tankstelle, mit seinen Mitarbeitern. 15 beschäftigt er, denn der Betrieb ist rund um die Uhr geöffnet. Auch negative Erlebnisse schrecken den Familienvater nicht ab. Er hat sie nicht genau gezählt, schätzt aber dass sein Betrieb in all den Jahren 15 Mal überfallen wurde. „Im Januar war ich selber betroffen“, berichtet er. Er spricht von vier Tätern, die getankt und — wie die Videoüberwachung später gezeigt hat — einen Liter Öl geklaut hatten.

Doch die Täter hatten es auf Bargeld abgesehen. Sie müssen den Reifen an Niedermeiers Wagen zerstochen haben und folgten dem Tankstellenpächter auf seinem Nachhauseweg zum Volksgarten. Als er aussteigen wollte, zeigte einer der Täter auf seinen kaputten Reifen, schubste ihn, um aus dem Wagen dann eine Tasche zu klauen, in der er die Bargeleinnahmen vermutete. Doch Niedermeier blieb entspannt, er hat nie Geld bei sich.

Wie lange er noch arbeiten will, das kann er überhaupt nicht sagen. Kraft geben ihm seine Reisen. Seine Devise lautet: „Einmal im Jahr ein neues Land sehen.“ Dank seiner guten Verkaufsergebnisse spendierte ihm der Konzern einige Touren. Nach Indien, Ägypten oder Südarfrika.  Und gerade erst war er auf einer Kreuzfahrt. Dann übernehmen die Mitarbeiter, die auch schon vier Jahrzehnte bei ihm arbeiten.