Senioren leben gerne in Benrath
Studenten nahmen mit Senioren den Stadtteil unter die Lupe. Fazit: Das Angebot ist groß.
Düsseldorf. „Benrath ist ein gesegneter Stadtteil“, findet Reinhold Knopp von der Düsseldorfer Fachhochschule. Der Sozialwissenschaftler hat bei seinen Studenten in Auftrag gegeben, ältere Menschen nach ihrem Lebensumfeld in sieben verschiedenen Stadtteilen zu befragen. Mit dem Ergebnis, dass sich in Benrath nicht nur ältere Menschen wohlfühlen. Ein Pluspunkt neben dem Schloss und dem Park ist eher profaner Natur: Es gibt hier mittlerweile sechs Eiscafés.
„Warum sind Eiscafés so wichtig?“ fragt Knopp bei der Vorstellung der Ergebnisse im Zentrum Plus an der Calvinstraße eher rhetorisch. „Sie sind ein fast ideales niedrigschwelliges Angebot, idealer noch als eine Eckkneipe, weil sich dort auch Frauen wohlfühlen“, sagt Knopp. Und so viele Eiscafés wie in Benrath gebe es sonst kaum in einem anderen Stadtteil.
Rund 25 Besucher des Zentrums Plus haben gemeinsam mit den Studenten bei der Erkundung des Stadtteils mitgemacht. Orte zum Wohlfühlen waren neben Schloss, Park und Rheinufer die Hauptstraße und der Markt, etwas kritischer wurden der Parkplatz an der Hildener Straße und das Warenangebot auf dem Markt gesehen. Ebenso bemängelt wurde, dass nach wie vor eine behindertengerechte Toilette auf dem Marktplatz fehle.
Hervorgehoben aber wurden die Netzwerke, die durch das Zentrum Plus, dem Bürgerhaus an der Telleringstraße, entstanden sind und die (leider nicht barrierefreie) Bücherei. Und so wird das Meiste im eigenen Stadtteil gemacht wie Einkaufen, Ausgehen und kulturelle Angebote nutzen. Nur der Bereich Sport und Gesundheit kommt aus Sicht der Senioren in Benrath etwas zu kurz.
Ein weiterer Knackpunkt ist die Wohnsituation. In einer Art Feldversuch suchte das Projektteam kleinere Wohnungen zu bezahlbaren Preisen, die auch für Mobilitätseingeschränkte geeignet sind — also in Häusern mit Aufzug, im Erdgeschoss oder ersten Obergeschoss. Gefunden wurden auf dem freien Markt lediglich zwei. Selbst die Wohnungsgesellschaften haben kein passendes Angebot.
Stärken und Schwächen des Stadtteils wurden dann bei einer Stadtteilbegehung erkundet. Wobei Reinhold Knopp Benrath aus einer für ihn eher ungewohnten Perspektive kennenlernte: Er wurde im Rollstuhl durch die Straßen geschoben. Erfreulich war, dass beim Einkaufsbummel in der Hauptstraße fast alle Geschäfte ebenerdig sind. Der Übergang zur Paulsmühle durch die sogenannte „Angströhre“ wurde dagegen zur echten Herausforderung. Nicht für Knopp, aber für denjenigen, der den Rollstuhl schieben musste. „Die Rampen sind steil und die Kurven am Ausgang eng“, hat Dieter Hilgenstock, der den Rollstuhl geschoben hat, festgestellt. Immerhin: Ab Ende April finden im Tunnel wieder Aktionen statt. Künftig soll er „Pauli-Tunnel“ heißen, weil die Pauli-Apotheke eine Patenschaft übernimmt.