Immer mehr Singles: Experten warnen vor Folgen
Zahl der Verheirateten ist in Düsseldorf auf historischem Tief angekommen.
Düsseldorf. In Düsseldorf gibt es immer mehr Single-Haushalte. Der seit Jahren andauernde Trend wird jetzt durch Zahlen aus dem aktuellen statistischen Jahrbuch der Stadt untermauert. Demnach waren noch nie so wenig Menschen in Düsseldorf verheiratet wie im Jahr 2011: Nur 239 337 Personen waren standesamtlich liiert.
Ein absoluter Tiefstand im Gegensatz zu der Zahl der Ledigen, die auf fast 263 000 emporgeschnellt ist. Auch die Zahl der Geschiedenen hat mit über 50 500 einen negativen Rekordwert erreicht. Und Experten in Düsseldorf warnen angesichts der möglichen Folgen davor, das Thema auf die leichte Schulter zu nehmen.
So könnte der ohnehin schon unter Druck stehende Wohnungsmarkt weiter aufgeladen werden, wenn nicht altengerechte Wohnungen gebaut würden, sagt Immobilienmakler Jörg Schnorrenberger. Hinter dem modisch klingenden Begriff Singles steckten faktisch nämlich viele Senioren. „Das Thema wird schon seit Jahren straffällig vernachlässigt.“
Bis 2030 würden in NRW 800 000 altersgerechte Wohnungen benötigt. „Wir haben gerade mal ein Prozent.“ Auch das Problem des bezahlbaren Wohnraums müsse gelöst werden, damit besserverdienende Singles zu ihrem Wohnraum kämen wie Familien. Hierzu müsse die Stadt allerdings Areale kaufen und erschließen. „ Schuldenfreiheit ist nicht alles“, meint der Makler.
Der Düsseldorfer Soziologe Reinhold Knopp schließt nicht aus, dass der Trend zu Einpersonenhaushalten (in Düsseldorf sind es schon weit über 50 Prozent) in den kommenden Jahren anhält. „Das erzeugt natürlich einen gewissen Druck auf den Wohnungsmarkt.“ Aber auch auf die Versorgung und das soziale Miteinander. Es sei wichtig, „dass wir Kommunikationsstrukturen, -angebote und Netzwerke fördern“, weil es eine überschaubare Nachbarschaft wie in ländlichen Strukturen in der Stadt nicht gebe.
Genau dieses Problem kristallisiert auch Diakonie-Vorsitzender Thorsten Nolting heraus. Der „Ausdruck individueller großstädtischer Freiheit“, der hinter dem jungen Single-Leben stecke, könne an Grenzen stoßen. „Wenn es zu existenziellen Krisen kommt, dann fängt es an, zu einem sozialen Problem zu werden.“ Ohne partnerschaftliche Bindungen seien nach Jobverlust oder Krankheit Kontaktmöglichkeiten notwendig. Schon jetzt sei in den Zentren plus der Stadt, die diese Nahtstelle bedienten, ein solches Angebot gewährleistet. „Wir sind voll ausgelastet.“