Showausfall: 800 Gäste warten aufs Geld

Der Auftritt des Vollplaybacktheaters im Stahlwerk fand nicht statt, aber es gab keinen Cent zurück. Hat Veranstalter das Geld unterschlagen?

Foto: Stefan Fries

Düsseldorf. Es sollte ein lustiger Abend mit Freunden werden, den Thomas Jentjens aus Bilk für den 8. Dezember geplant hatte. Zu viert wollten sie im Stahlwerk die Show des Vollplaybacktheaters sehen, Jentjens hatte Karten für zusammen mehr als 100 Euro besorgt. Doch der Termin wurde abgesagt. Und alle Bemühungen, das Geld zurückzubekommen, haben bislang nichts gebracht.

Jentjens ist nicht der einzige Geschädigte, das Stahlwerk war für den Abend mit 800 Gästen ausverkauft, wie Geschäftsführer Stefan Prill der WZ bestätigt. Das Ensemble ist zum Beispiel für seine Interpretationen der Drei-Fragezeichen-Krimis bekannt. Auch ein für März angekündigter Ersatztermin kam nicht zustande, so wie viele weitere Termine in Nordrhein-Westfalen.

Damit ist fast die komplette Tour ausgefallen, das Ensemble sieht die Schuld beim Veranstalter — zu Recht, wie es nun scheint. Es handelt sich um die „All Artist Entertainment“ in Bochum. Aktuell liegt beim dortigen Amtsgericht ein Antrag auf ein Insolvenzverfahren vor, wie die Direktorin Rita Finke-Gross der WZ bestätigte. Ob es eingeleitet wird, werde in den nächsten Tagen geprüft. Eins der wesentlichen Kriterien sei die Insolvenzmasse, zu Deutsch: Lohnt es sich, ist etwas zu holen?

Parallel laufen in Bielefeld Ermittlungen gegen den Geschäftsführer von All Artist Entertainment, Andreas Lünsmann, der dort wohnt. Das erfuhr die WZ von der dortigen Staatsanwaltschaft. „Der Vorwurf lautet, dass er Einnahmen aus dem Geschäftsbetrieb unterschlagen hat“, so eine Sprecherin. Lünsmann habe sich einen Anwalt genommen, aber noch nicht ausgesagt.

Das erscheint auch Stefan Prill plausibel. Früher habe das Stahlwerk die Auftritte des Vollplaybacktheaters selber gestemmt: „Das wollte All Artist aber nicht mehr.“ So sind die Einnahmen des Vorverkaufs in Bochum versickert. Ein ehemaliger Kollege Lünsmanns spricht gegenüber der WZ von einem „eingestürzten Lügengebäude“.

Somit hängen die Käufer der Karten für das Stahlwerk auf unabsehbare Zeit in der Luft. Ihre Hoffnungen ruhen nun auf dem Insolvenzverfahren, das im günstigen Fall dazu führen würde, dass Schuldner bedient werden.

Doch es gibt noch eine zweite Möglichkeit, die allerdings gewisse Geduld erfordert: Vielleicht wird das Ensemble zum Ende des Jahres hin oder im kommenden Jahr noch einmal einen Anlauf machen, die Tour nachzuholen. Ob Tickets bis dahin ihre Gültigkeit behalten können, müsste wohl geklärt werden.

An der Ronsdorfer Straße tirtt das Vollplaybacktheater seit bald 20 Jahren auf, Stefan Prill würde sich freuen, wenn der Termin noch klappt — und Thomas Jentjens auch.