Sicherheit: Düsseldorf im Sog der Gefahren

Am Rheinufer setzt die Stadt endlich Maßstäbe in Sachen Sicherheit

Düsseldorf. Das Erlebnis der Kindheit bleibt einschneidende Erinnerung: Als Hosenmatz stehe ich im Wildpark vor einem Jung-Hirsch. Der ist gar nicht so groß, aber für einen Hosenmatz eben schon. Ich will auf ihm reiten. Da beugt der Hirsch sein Haupt, setzt sein Geweih ein und hebt mich Knirps hoch. Heute weiß ich: Mit einem Zaun an der Wiese wäre das nicht passiert!

Glücklicherweise setzt die Stadt aktuell Maßstäbe in Sachen Sicherheit. Dieser neue Zaun vor dem alten am Rheinufer, worüber sich jetzt alle Welt wundert, — da lacht das Herz des Ingenieurs. Es bleibt allein die Frage, ob die neue Absturzsicherung nicht zu niedrig ist, denn sie kann überklettert werden. Vermutlich feilen die Experten in den Amtsstuben schon an einer Verbesserung.

Wer in diesen unheilvollen Tagen mit offenen Augen durch Düsseldorf geht, stellt gleichzeitig fest, wie schlampig ansonsten mit Gefahrenquellen umgegangen wird. Beispiel Kö-Graben: Ohne etwas Böses zu ahnen, sitzen dort schon mal junge Leute auf dem grünen Zäunchen, lesen oder lassen den lieben Gott einen guten Mann sein. Dabei lauert die Gefahr im Rücken und man hat beim Anblick gleich die Filmmusik vom „Weißen Hai“ im Ohr: Wer das Gleichgewicht verliert, purzelt schnell die Böschung hinunter in den Graben, wo gierige Kö-Karpfen lauern. Dazu noch die schnelle Fließgeschwindigkeit und die Schlingpflanzen — ein Glück, dass da noch nichts passiert ist! Im Hofgarten setzt sich das Grauen fort. Absturzsicherungen in Knöchelhöhe, über die sogar die Enten hinwegwatscheln können. Sicherheitstechnisch ist das Totalversagen.

Noch gefährlicher freilich sind die Hochbahnsteige von DB und Rheinbahn. Tausende Menschen fahren jeden Tag mit S- oder U-Bahn, stehen nur Zentimeter entfernt von der Bahnsteigkante. Oft im Gedrängel. Ein Tritt daneben — und das Leben ist ausgehaucht. Die Experten der WZ raten zu einem Sicherheitszaun an allen Bahnsteigkanten, nur so kann die Gefahr dauerhaft gebannt werden.

Ebenfalls ein heikles Kapitel sind die Brunnen: Schön anzusehen zwar, aber wehe dem, der sich zu weit vorwagt. Zum Ertrinken sind die meisten zwar nicht tief genug, aber wer kann garantieren, dass das kalte Wasser an heißen Tagen nicht einen Herzkasperl provoziert? Besser also wäre: Zaun drum!

Einen echten Skandal können die Gefahrensucher dieser Stadt dann noch im Rheinpark aufdecken: Dort sitzen bei schönem Wetter Dutzende Menschen auf der Begrenzungsmauer zum Unteren Rheinwerft, lassen in Todesverachtung die Beine baumeln — die Gefahr eines Absturzes offenbar nicht im Ansatz realisierend. Dass die Staats- und Sicherheitsmacht das noch immer duldet, ist ein Skandal sondergleichen. Wir bitten die Experten vom Amt um einen Wink mit dem Zaunpfahl und schnellstmögliche Absicherung. Denn merke die schöne, alte Redewendung: Liebe deinen Nachbarn, reiß aber den Zaun nicht ein!