So hält man eine Familie zusammen

Annemarie König, Mutter von Volker Rosin, hat drei Scheidungen und einen Schlaganfall hinter sich. Nun bringt sie ein Buch heraus.

Foto: David Young

Düsseldorf. Sie hat mit ihrem Ex-Mann Diamantene Hochzeit gefeiert, 53 Jahre nach der Scheidung. Sie ist Mutter des „Königs der Kinderdisko“, Volker Rosin, und Großmutter des Singer-Songwriters Alex Amsterdam.

Jetzt hat Annemarie König zu ihrem 80. Geburtstag ein Buch geschrieben — obwohl sie nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist und nur noch wenig sieht. Thema: ihr einzigartiges Leben als geschiedene Mutter zweier Kinder und der Einsatz für die Familie.

Löwe sei sie und kämpferisch, sagt die Pempelforterin. Nach einer Ausbildung als Büglerin übte sie viele Arbeiten aus, etwa als Kellnerin. Die Ehen listet sie unter den Niederschlägen ihres Lebens. Vor allem habe sie ein Anliegen, sagt die 80-Jährige: „Es geht darum, dass Eltern vernünftig miteinander umgehen — zum Wohl der Kinder. Die Kinder dürfen doch nicht unter einer Trennung der Eltern leiden, die gehen doch gerade erst ins Leben.“

König zeigt sich auf dem Umschlag ihres Buches fast tänzerisch im Blumenkleid, mit einem weißen Sonnenschirm, obwohl sie im Alltag auf einen Rollstuhl angewiesen ist. „Das soll mir erst mal einer nachmachen“, hat sie als Titel darunter geschrieben.

Der Band erzählt von ihrer Kindheit in der Gastronomie am Niederrhein. Und er erzählt die Geschichte einer Alleinerziehenden im Deutschland der 1960er Jahre. Nicht mal jede Wohnung habe man damals Familien ohne Vater angeboten.

Mit ihrem ersten Mann sei sie nur kurz zusammen gewesen. Geholfen hätten sie sich trotzdem immer gegenseitig, sagt König. Er sei immer da gewesen, sie habe — wenn nötig — für ihn gewaschen und ihm sogar Geld geliehen: „Ich habe heute noch die Schuldscheine von ihm, das steht auch im Buch.“ Die vielen Gemeinsamkeiten seien auch der Grund gewesen, den Hochzeitstag weiter zu feiern — auch wenn sie längst mit anderen verheiratet war: „Die Hochzeit war immer unser Tag.“ Heinz Rosin lebt heute — 84-jährig — wenige Kilometer von ihr entfernt.

„Sie hat nie schlecht über ihn geredet“, sagt Sohn Volker. Ihr Optimismus und ihr Familiensinn seien ihre Lebensleistung.

Ein schrecklicher Einschnitt sei ihr Schlaganfall vor drei Jahren gewesen, fügt der Sohn hinzu: „Sie ist immer viel geschwommen und selbst Auto gefahren.“ Sie hat ihren Sohn auf Konzerte begleitet. Plötzlich ging das nicht mehr. Heino und Tom Astor schickten der Kranken spontan eine Aufnahme mit Genesungswünschen. König: „Ich habe geweint und gedacht: Das Leben kann so schön sein.“

Die Mutter ihre ganzen Geschichten erzählen zu lassen sei eine Idee gewesen, um die sich erholende Frau zu beschäftigen, sagt der Sänger. Seine Schwester Marion Prasuhn habe alles aufgeschrieben und geordnet. „Ich kann ja drei Tage hintereinander erzählen“, sagt die 80-Jährige. „Wir hätten nicht geglaubt, dass ein Buch daraus wird“, sagt Volker Rosin.

Auch wenn sie nur noch schlecht sehen kann, sind die Wände von Königs Wohnung weiter voller Fotos: „Das sind meine Kinder und Enkelkinder“, sagt die 80-Jährige: „Mein größtes Glück und ganzer Stolz sind meine zwei Kinder und fünf Enkelkinder. Meine Enkeltochter Geraldine hat sogar in Harvard studiert. Und nach meinem Sohn Volker ist in Düsseldorf eine Schule benannt. Das soll mir erst mal einer nachmachen.“