Integration Manche Probleme von Flüchtlingen sind gelöst, aber längst nicht alle
Düsseldorf · Weniger Neuankömmlinge, anderer Bedarf, alte und neue Hindernisse: Die Diakonie zieht eine Bilanz ihrer Flüchtlingsarbeit, die sich in den vergangenen vier Jahren ziemlich verändert hat.
Vier Jahre ist es nun her, dass Menschen an den Bahnhöfen gewartet haben, um andere, Schutzsuchende in Empfang zu nehmen. Dass die Zeitungen voll waren mit Berichten über neue Unterkünfte – eine Traglufthalle hier, eine Reihe Container dort. Und dass jede Woche wieder Züge angekommen sind. Doch was ist eigentlich aus diesen Menschen geworden? Sind sie mittlerweile richtig in Düsseldorf angekommen?
Diese Frage stellt sich auch die Diakonie, die als Wohlfahrtsverband von Anfang an mit Geflüchteten zu tun hatte. Es werde noch viel an der Integration gearbeitet. Doch der Bedarf habe sich verändert, fasst Diakoniepfarrer Thorsten Nolting zusammen. „Viele, die anfangs Geflüchtete als Betreuer begleitet haben, sind heute eher Tandems, oft auch Freunde geworden.“ Von Anfang an habe es ein großes Engagement gegeben – das auch heute noch anhalte.
Die Beratungsstrukturen sind besser geworden
Davon kann man immer noch profitieren, glaubt Nolting. Über die vergangenen vier Jahre habe sich in Düsseldorf eine gute Beratungsstruktur entwickelt. Mit Menschen, die sich gut auskennen, viele Fragen beantworten können und weiterhelfen, sodass viele Abläufe bei der Aufnahme von Geflüchteten einfacher seien als noch 2015.
Und trotzdem gebe es auch jetzt noch Hindernisse. Etwa aufgrund von gesetzlichen Verschärfungen. Je nach Bleibeperspektive sei der Zugang zu Deutschkursen nicht immer so einfach möglich. Oft warten Geflüchtete, die einen Job annehmen wollen, lange auf eine Arbeitserlaubnis. „Wenn jemand eine Aushilfsstelle in Aussicht hat, aber sechs Wochen auf die Genehmigung warten muss, ist die Stelle weg“, sagt Nolting. Und immer wieder seien Arbeitgeber einfach skeptisch, Geflüchtete anzustellen.
Das merkt auch Ahmad Manja. Der 27-Jährige ist 2014 nach Deutschland gekommen. In Syrien hat er Chemietechnik studiert, im Moment sucht er nach einem Ausbildungsplatz oder einer Anstellung – schon seit einem Jahr. „Ich habe viele Absagen bekommen. Den Grund kenne ich nicht“, sagt er, der die Hoffnung nicht aufgibt. Auch wenn er manchmal das Gefühl hat, in Syrien selbstständiger gewesen zu sein - doch durch den Krieg war Bleiben keine Option. Am Anfang hat er sich vor allem ans Deutschlernen gemacht. Und den Kontakt zu Deutschen gesucht. Das war im Welcome Point der Diakonie möglich.
Die Angebote des Welcome Points haben sich seit 2015 verändert. Das merkt auch Alexandra Pfründer, die in dem an der Münsterstraße arbeitet. „Die Zeit des Händchenhaltens ist vorbei“, sagt sie. Anfangs hat man viele Ausflüge organisiert, wollte die Chance geben, die Stadt und Umgebung kennenzulernen. Jetzt geht es viel mehr darum zu helfen, Fuß zu fassen. Eine Arbeit und Wohnung zu finden.
Letzteres ist laut Pfründer oft weiterhin ein Problem. Noch immer gibt es Familien, die in Sammelunterkünften leben und sich wünschen, eine eigene Wohnung zu haben und endlich zur Ruhe kommen zu können. Einen Ort zu haben, an dem man sich zuhause fühlt und an dem etwa auch die Kinder ungestört lernen können. Die allgemein angespannte Lage auf dem Düsseldorfer Wohnungsmarkt macht das nicht einfacher.
Auch jetzt kommen noch neue Menschen an. Allerdings weniger und auf geregelten Wegen. Das bedeutet oft auch, dass es dann weniger Unterstützung gebe. „Ein schönes Phänomen ist aber zu sehen, wie die, die nun angekommen sind, die lange angedockt sind, nun auch mithelfen wollen“, sagt Pfründer.
Aareg Hlal ist 2015 nach Düsseldorf gekommen. Die 50-Jährige ist mit ihrem Mann ihren Kindern gefolgt, die bereits hier studierten. „Ich bin zufrieden, ich fühle mich wohl“, sagt sie. Ihr Mann hat Arbeit, eine Wohnung ist auch gefunden. Sie habe sich immer willkommen gefühlt. Auch wenn sie heute manchmal feindliche Kommentare mitbekommt.
Ob das daran liegt, dass die Haltung negativer geworden ist oder sie das Gesagte nun besser versteht, weiß sie nicht. Doch wie es scheint, kümmert es sie auch nicht.