Ausstellung im WP8 Wenn Gebäude sich in Kalligraphien verwandeln
Düsseldorf · Die iranische Fotografin May Atashkar blickt ungewohnt auf moderne Bauten in Düsseldorf – zu sehen im WP8.
Für die einen ist das Kaufhaus Breuninger im Kö-Bogen ein klotziger Prunkbau, für die anderen reizvolle Architektur. Die iranische Fotografin May Atashkar gehört zur zweiten Gruppe. Sie sagt sogar: „Breuninger ist reine Kalligraphie.“ Das Stuttgarter Warenhaus wird sich freuen, kann es doch kaum ein poetischeres Kompliment erhalten.
Auch wenn das Lob eigentlich an den US-amerikanischen Star-Architekten Daniel Libeskind geht. Er hat das sogenannte „Haus Hofgarten“ (es ist über einen Durchgang mit dem „Haus Kö“ verbunden und bildet mit ihm zusammen den Kö-Bogen) entworfen, in dem das schwäbische Modehaus seine vierstöckige Dependance eingerichtet hat.
Das Gebäude zählt zu den Lieblingsmotiven von May Atashkar: Die geschwungene Stein-Glas-Fassade fotografiert sie etwa so, dass sie unter dem blauen, weiß bewölkten Himmel einen Bogen bildet. „Diesen Bogen habe ich mein Leben lang mit diesem Schwung geschrieben“, sagt die aus Teheran stammende Fotografin.
An der Düsseldorfer Volkshochschule lehrt sie die „Kunst des schönen Schreibens“, sie ist außerdem Mitglied der „Vereinigung der iranischen Kalligraphen“ in Teheran. Auf originelle Weise verbindet Atashkar die persische Kalligraphie mit der Fotografie. Unter dem Titel „Lensview“ (Sicht durch die Linse) zeigt sie 13 Werke im WP8 Künstlerverein an der Kölner Straße 73.
Atashkar hat sie auch zu einem Kalender gestaltet, der erworben werden kann. Die Fotos zeigen hauptsächlich moderne Hochhäuser, Bürobauten oder U-Bahnstationen aus Stein, Glas oder Aluminium. In Düsseldorf wie auch in Köln. Atashkar sucht nach kalligraphischen Bewegungen, Zeichen und Mustern in den Architekturen: Linien, Kurven, Kreise, Symmetrien, Spiegelungen. Mit verschiedenen Photoshop-Filtern lässt sie Gebäudefassaden zerfließen, spiegelt gläserne Hochhaus-Türme oder formt runde Atrien zu Tunneln, die sogartig in den Himmel führen. Das schmale gläserne Treppenhaus eines der drei Kranhäuser im Kölner Rheinauhafen kippt Atashkar in die Waagrechte und verwandelt es in eine verdrehte Wirbelsäule.
Das wuchtige Stadttor in Unterbilk scheint sich zu einer Science-Fiction-artigen Raumstation mit Flügeln zu verformen. Und das farbenfrohe Hotelhochhaus „Colorium“ im Düsseldorfer Medienhafen wird zu einer schwarz, weiß, blau, grün, rot und gelb leuchtenden „Schallplatte“, die so aussieht, als wäre sie zerschnitten und wiederzusammenmontiert worden. Atashkars Fotografien kennen auch kein Oben oder Unten. Sie lassen sich vom Hochformat und ins Querformat umdrehen oder umgekehrt. Eine ungewohnte und erfrischende Perspektive auf moderne rheinische Architekturen.
Die Ausstellung Lensview von May Atashkar ist bis zum 24. November im WP8 Künstlerverein an der Kölner Straße 73 zu sehen. Finissage am Sonntag von 16 bis 22 Uhr.