Düsseldorf Spaziergang durchs Düsseldorfer Maghreb-Viertel

Durch ein Quartier mit Menschen aus aller Herren Länder führte Polizeibeamter Dirk Sauerborn.

Foto: (c) Markus Ambach Projekte

Düsseldorf. Dirk Sauerborn ist im Maghreb-Viertel hinter dem Hauptbahnhof bekannt wie ein bunter Hund. Der Polizeihauptkommissar wird überall begrüßt und erhält auf Bitten auch Einlass. Die Razzia seiner Kollegen hat das Viertel in Misskredit gebracht. Seine Aufgabe sieht er darin, „Vertrauen zu gewinnen, Vorurteile abzubauen und Kontakte zu schaffen.“ Viele kleine Maßnahmen, vor allem ein runder Tisch und viele soziale Netzwerke hätten dazu beigetragen, das Viertel zu beruhigen, erklärte der Beamte beim Rundgang durch ein Gebiet wie aus Tausendundeiner Nacht.

Auf der Suche nach den „Schätzen des Viertels“ startete er auf der Ellerstraße bei der Patisserie Tanger. „Essen ist ein Bedürfnis, Genießen eine Kunst“ heißt es dort. Unweit davon entfernt liegt das islamische Bestattungsinstitut, das für seine Logistik bekannt ist, um die Leichen binnen eines Tages auszufliegen. Und gegenüber macht das Lessinggymnasium von sich reden mit seiner „interreligiösen Abschiedsfeier“ in der großen Moschee, an der Pfarrer und Imam teilnehmen.

Das Viertel ist schillernd. An der Ecke Ellerstraße/Linienstraße wachsen zwei Feigenbäume, bietet ein „Has Döner“ „reines Fleisch“ an und liegen auf dem Pflaster zwei Stolpersteine in Erinnerung an jüdische Mitbürger, die von den Nazis abtransportiert wurden.

Berühmt ist der Nador-Markt an der Linienstraße mit seinem „Halal-konformen Fleisch“, der frischen Minze und den fernöstlichen Delikatessen. Nador heißt die Provinz-Hauptstadt, aus der die Marokkaner vor rund 30 Jahren nach Düsseldorf einwanderten. Damals war der Ort arm, heute gibt es dort eine gute Infrastruktur. Die Royal Air Maroc fliegt noch heute von Düsseldorf diesen Standort an. Auch ein Bus am Hauptbahnhof fährt dorthin.

Das marokkanische Viertel besteht nur aus wenigen Straßen. Sein Zentrum ist der Lessingplatz, an dem bestens sanierte Häuser mit historischen Fassaden darauf hinweisen, dass hier nicht nur arme Leute wohnen. Dennoch müssen die Jugendlichen intensiv betreut werden. Daran beteiligen sich das Kölner Unternehmen Rheinflanke mit seinen Streetworkern und der gemeinnützige Kunst- und Kulturverein „Königinnen und Helden“. Er bietet ein ansprechendes Freizeitprogramm. Hier hat der Hauptkommissar schon im Stück „Wo Milch und Honig fließen“ mitgespielt, selbstverständlich als Polizist.

Vorbei am Szene- und Schlemmerlokal La Grilladine ging es durch die Unterführung am Hauptbahnhof, wo Guerilla-Künstler für tolle Bilder gesorgt haben. Das einzige Problembild stammt ausgerechnet von Klaus Klinger von Farbfieber. Es zeigt einen Affen in einem marokkanischen Torbogen, dazu die Worte „Was tun!“. Anlieger interpretieren das Werk, als würden vor dem Tunnel die Deutschen und hinter dem Tunnel die Affen leben. Etwas mehr Sensibilität in der Motivauswahl wäre sinnvoller gewesen.

In der Hinterhof-Moschee der marokkanisch-islamischen Gemeinde an der Adersstraße kredenzten der Vorstand Moustapha Bakkouki und das Beiratsmitglied Ahmed Saysay süßen Tee. Und Sauerborn lobte die Geistlichen, sind sie doch beispielhaft in der Zusammenarbeit mit deutschen Behörden. Vor der Tür gab es 2015 Randale mit Hooligans, die von der Polizei aufgegriffen und bestraft wurden. Von hier starteten daraufhin Christen, Juden und Moslems eine Gegendemonstration.

Im wunderschön gefliesten Empfangsraum des türkischen Hamam an der Mintropstraße endete die Führung, die für Dirk Sauerborn nicht die letzte sein wird.

Info: „Reisen in die eigene Stadt“ nennt Markus Ambach ein Projekt, an dem sich FFT, Tanzhaus, Filmwerkstatt und die Polizei beteiligen. Die nächsten Führungen: 6. 7., 18 Uhr und 8.7., 10 Uhr. Anmeldung: