Auto als Ramme eingesetzt Blitzeinbruch bei Chanel in Düsseldorf – Sicherheitskonzept für die Kö auf dem Prüfstand

Update | Düsseldorf · Die Polizei fahndet nach den Tätern, die in der Nacht zu Mittwoch die Chanel-Boutique an der Kö geplündert haben. Dabei hatten sie ein Auto als Ramme eingesetzt und Schmuck und Kleidung in sechsstelligem Wert erbeutet.

Auf dem Boden sind noch gelbe Markierungen der Spurensicherung zu erkennen, mit denen der Fahrweg des Fahrzeugs rekonstruiert wurde. Ein Holzbrett verdeckt das gebrochene Schaufenster.

Foto: Christopher Trinks

Auf der Königsallee hat es in der Nacht zu Mittwoch einen spektakulären Blitzeinbruch gegeben. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, seien zwei bislang unbekannte Täter mit einem weißen Pkw mehrmals gegen die Schaufensterauslage der Chanel-Filiale an der Hausnummer 40 gefahren. Über einen  dadurch verursachten Spalt gelangten die Täter schließlich ins Ladeninnere und entwendeten dort innerhalb weniger Minuten diverse Modeartikel, Schmuck und Taschen. Der Schaden liegt ersten Angaben zufolge im niedrigen sechsstelligen Bereich. Die Polizei bittet mit einer Täterbeschreibung um Hinweise aus der Bevölkerung an das Kriminalkomissariat 14 unter 0211/8700.

Demzufolge ist der erste Täter etwa 1,80 Meter groß, hat einen hellen Teint und eine normale Statur. Er war mit einer grauen Golfermütze und einem grauen Pullover sowie einer schwarzen Weste und blauer Jeans bekleidet. Er trug schwarze Schuhe und weiße Handschuhe. Der zweite Täter war circa 30 bis 40 Jahre alt. Er trug schwarze Schuhe, dunkelblaue Jeans und ein dunkles Oberteil.

Am Morgen danach waren nicht mehr viele Spuren des Einbruchs sichtbar. Lediglich das zerstörte Fenster der Filiale war mit einem Holzbrett abgedeckt worden. Ein Schild an der Eingangstür informierte die Kunden, dass die Boutique an diesem Tag geschlossen bleibe, dahinter war ein Wachmann postiert. Die Mitarbeiter wollten sich zu dem Einbruch nicht äußern. Auch von Chanel war am Mittwoch keine Stellungnahme zu bekommen.

Was noch zu sehen war, waren gelbe Linien auf dem Gehweg, mit denen die Spurensicherung der Polizei noch in der Nacht den Fahrtweg des bislang unbekannten Pkw rekonstruiert hat. Demzufolge müssen die Täter über die Zufahrt einer Baustelle auf den Gehweg gelangt sein, um in das Geschäft fahren zu können.

Aktuell fehlen die
schützenden Poller

Eigentlich sollen Poller die Juweliere und Luxushändler auf der Königsallee vor solchen Blitzeinbrüchen und dem Befahren des Gehwegs schützen. Doch vor der Baustelle an Hausnummer 44 fehlen die Hindernisse derzeit. Sie sind im historischen Stil gehalten und mit einem Stahlkern versehen. 2005 wurden mehrere dieser Poller entlang der Ladenzeile der Kö in jeweils 1,50 Meter Abstand platziert. Hintergrund war eine Serie ähnlicher Einbrüche Anfang der 2000er-Jahre. Schon damals nutzten Täter Autos als Rammböcke, um durch die Schaufenster ins Ladeninnere zu gelangen.

Häufig handelte es sich dabei um gestohlene Autos oder Pkws mit ebenfalls gestohlenen Kennzeichen. Auf diese Weise etwa hatten sich im Februar 2002 vier Einbrecher mit einem gestohlenen Audi einige Hausnummern weiter nördlich beim Uhrenhändler Blome Zugang verschafft. Uhren im Verkaufswert von einer halben Million wurden dabei erbeutet. 2004 scheiterten Täter hingegen beim ehemaligen Juwelier Rene Kern, weil es ihnen nicht gelang, das Sicherheitsglas des Schaufensters mit einem Fiat Panda zu durchbrechen.

In jüngerer Vergangenheit war bei dem Juwelier Breguet auf Höhe des Corneliusplatzes ähnlich spektakulär eingebrochen worden, und das gleich zwei Mal. Mitte Dezember 2020 waren Täter kurz vor Ladenöffnung mit einem Fahrzeug ins Schaufenster des Ladens gefahren. Auch hier hatten sich die Täter eine Lücke zunutze gemacht und waren über den Hintereingang Blumenstraße, an dem es damals keine solche Poller gab, mit einem Opel Vectra vor das Geschäft gefahren. Sie erbeuteten Schmuck - 41 Uhren und ein Armband - im Wert von mehr als drei Millionen Euro. Später tauchte die Beute in Serbien wieder auf.

Der zweite Einbruch passierte dann Mitte Juni 2022. Wieder fuhren die Täter mit einem Auto ins Schaufenster des Juweliers. Diesmal lag der Wert der Beute laut Polizei deutlich niedriger, bei rund 100.000 Euro. Mittlerweile ist das Geschäft mehrfach mit versenkbaren Pollern geschützt.

„Im Allgemeinen halten wir diese Maßnahme nach wie vor für richtig“, sagt Patrick Mönnig, Geschäftsführer bei Blome Uhren. Die Poller würden die gewünschte Abschreckung gegen Einbrecher per Pkw erzielen. Durch die vielen Baustellen seien derzeit jedoch einige Lücke zwischen den Absperrungen entstanden. Aufgestellt werden diese vom Amt für Verkehrsmanagement. Die Stadt müsse Sorge tragen, dass die Zufahrt auf den Gehweg nachts dann anderweitig versperrt seien, sagt Mönnig.

Die Interessensgemeinschaft Kö kündigte an, das Sicherheitskonzept hinterfragen zu wollen. „Das ist ein Thema, was uns grundsätzlich immer beschäftigt“, sagt Geschäftsführerin Andrea Greuner.

(csr/ctri)