Flughafen Düsseldorf Spezialeinheit gegen Profi-Diebe: Diebstähle um 90 Prozent verringert

Deutschlands drittgrößter Flughafen als Tummelplatz professioneller Diebesbanden, die es auf wohlhabende Geschäftsreisende abgesehen haben. Das war mal. Denn eine Spezialeinheit nahm sich zum Jahresbeginn des Problems an - und präsentierte nun das Ergebnis.

Die Zahl der Gepäck- und Taschendiebe am Flughafen Düsseldorf ist laut Polizeiangaben zuletzt stark zurückgegangen.

Die Zahl der Gepäck- und Taschendiebe am Flughafen Düsseldorf ist laut Polizeiangaben zuletzt stark zurückgegangen.

Foto: Maja Hitij

Düsseldorf (dpa). Einem zufälligen Beobachter der Szene, festgehalten von Überwachungskameras am Düsseldorfer Flughafen, wäre nichts Verdächtiges aufgefallen: Reisende schlendern in der Abflughalle umher und schlagen die Zeit tot. Einem fällt Kleingeld herunter, er hebt es auf. Alle gehen ihrer Wege. Zurück bleibt: ein bestohlener Passagier, der den Verlust seines Koffers noch gar nicht bemerkt hat. Deutschlands drittgrößter Airport ist zum Tummelplatz von Profi-Dieben geworden.

Polizei- und Sicherheitsbeamte gehen durch das Gebäude des Düsseldorfer Flughafens.

Polizei- und Sicherheitsbeamte gehen durch das Gebäude des Düsseldorfer Flughafens.

Foto: Maja Hitij

Nun analysieren Polizei-Spezialisten die Szene: „Der Ablenker lässt das Geld fallen, zwei Blockierer versperren die Sicht auf den Koffer“, erklärt Jörg Iserath. Der eigentliche Dieb, die Nr. 4 im Bunde, greift in Seelenruhe zu und verschwindet um die nächste Ecke. Dass es nicht sein Koffer ist, wer soll das wissen? Die Blockierer geben die Sicht erst frei, als er verschwunden ist. Trotzdem dauert alles nur wenige Sekunden.

Nicht zu sehen ist der „Scout“, der als Vorhut die Lage sondiert und prüft, ob die Luft rein ist, sprich: ob keine Zivilpolizisten auf der Lauer liegen. Profi-Diebe hatten die Kriminalitätsraten am drittgrößten deutschen Airport in die Höhe schnellen lassen.

In Banden organisierte Kosovo-Albaner ließen Gepäckstücke fast so schnell verschwinden wie die Gepäck-Rollbänder des Airports. Auf Taschendiebstähle hatten sich dagegen einzeln operierende Marokkaner und Algerier spezialisiert, berichten die Polizisten. „Bei einem Beutegang am Airport kann man das Zehnfache erbeuten im Vergleich zur Düsseldorfer Altstadt.“ Im Durchschnitt beträgt der Schaden die Beute bei jedem verschwundenen Gepäckstück 2600 Euro.

Seit Jahresbeginn hat sich eine zivile Spezialeinheit des Problems angenommen - ihre Größe ist ein Dienstgeheimnis, ihr Erfolg nicht, denn der ist durchgreifend: Im vergangenen April lag die Zahl der Diebstähle um 90 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. Sie sank binnen eines Jahres somit von 181 auf 20 Fälle pro Monat. 32 Diebe seien festgenommen worden und 17 von ihnen in Untersuchungshaft, berichtet die Polizei am Dienstag.

Etwa 2000 Diebstähle wurden im vergangenen Jahr am Airport gezählt. 75 Prozent waren Gepäck- der Rest Taschendiebstähle. Die zivile Observationseinheit hat das Tatverhalten der Diebe analysiert, bevor sie sich auf die Lauer legte: bevorzugte Orte wie die Mietwagen-Schalter, Uhrzeiten, Wochentage. Und natürlich die beliebtesten Opfer: wohlhabend wirkende Geschäftsleute aus arabischen Länder.

Vergleicht man die vier Monate, in denen die Spezialeinheit unterwegs ist, mit den ersten vier Monaten des Vorjahres, kommt man auf einen Rückgang von immerhin noch 70 Prozent. „Wir haben Erkenntnisse, dass die Diebe ihre Aktivitäten von Düsseldorf nach Zürich und Frankfurt verlagert haben.“