Düsseldorf Spielzeugfrei und Spaß dabei

Die Kita St. Remigius hat acht Wochen lang das Spielzeug verbannt. Die Bilanz der Leiterin und der Kinder fällt gut aus.

Düsseldorf: Spielzeugfrei und Spaß dabei
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. „Ich war heute schon ein Hund beim Spielen, Jamie auch, und Anna, die hängt da gerade am Klettergerüst“, sagt Johanna. Sie ist sechs Jahre und hockt gerade mit ihren Freundinnen im Sand der St. Remigius Kita in Wittlaer. Den Sand bearbeiten sie emsig mit Wasser. „Wir machen Matschepampe!“, quiekt die vierjährige Felicitas strahlend. Dann dreht sie sich wieder zu ihrem Matsch-Haufen. So intensiv ins Spiel vertieft, fällt zunächst gar nicht auf, dass dieser Kita seit acht Wochen etwas fehlt: Das Spielzeug. Freitag ist die spielzeugfreie Phase zu Ende gegangen.

Macht es Spaß so ohne Spielzeug? „Ja, wir haben uns so viel ausgedacht!“, sagt Johanna. Leiterin Birgit Romich hat dieses Projekt zum ersten Mal an ihrer Kita ausprobiert. Eine Handpuppe erklärte den Kindern, was man jetzt vorhabe, gemeinsam wurde das Spielzeug in Kartons verstaut. Und nicht nur das sollte fehlen: Auch die Tagesplanung wurden den Kindern überlassen. „Die Kinder hingen anfangs sehr an ihren Traditionen, die Glocke zum Morgenkreis schlugen sie dann beispielsweise selber um neun Uhr“, so Romich. Und dann wurde auch ein Morgenkreis gemacht.

Ziel war es, die Kinder ihre eigenen Bedürfnisse besser spüren zu lassen, Kreativität durch das Entwickeln von eigenen Spielen zu fördern und soziale Kompetenzen auszubauen. Schippen, Fahrzeuge, Förmchen, alles liegt im Schuppen. An der Matsch-Station, einem Edelstahlbrunnen, der das Wasser über mehrere Ebenen bis zu einer großen Pfütze im Sand lenkt, füllen die Kinder Wasser in das, was sie eben gerade zur Verfügung haben: Alte Plastikflaschen, Dosen. Dinge, die die Eltern im Vorhinein gesammelt haben. „Ein Kind hat eine Eisenbahnstrecke aus Strohhalmen gebastelt, die Wagen waren aus Papierrollen“, erzählt Romich. Der vierjährige Jonas zeigt ihr stolz seinen Fußball aus zerknülltem Papier und Klebeband. „Das Spiel der Kinder war intensiver, konzentrierter und fantasievoller, beim Mittagsschlaf sind dann alle viel schneller eingeschlafen“, so Romich. Am Montag wird dann mit den Kindern besprochen, wie sie sich gefühlt haben, was gut und was nicht gut war, was von dem Spielzeug wiederkommen soll, und was vielleicht gar nicht so wichtig ist.