Stadt baut Abwasserkanal unter dem Rhein
Die Kosten betragen 11,5 Millionen Euro, der neue Kanal soll ein Nadelöhr in der Entsorgung entschärfen.
Düsseldorf. Der erste Schlitz im Rheindeich ist gegraben, der Anfang für die 27 Meter tiefe Baugrube ist gemacht. Am Rand der Messeparkplätze baut die Stadt eine zusätzliche Abwasserleitung über einen Kilometer Länge unter dem Rhein hindurch. Der aufwendige Bau soll ab 2016 ein Nadelöhr in der Entsorgung entschärfen. Die Kosten: 11,5 Millionen Euro in den nächsten 20 Monaten.
Das neue Druckrohr soll notfalls allein alle Abwässer aus der nördlichen Hälfte der Stadt zum Klärwerk Nord auf der linken Rheinseite leiten können. Dafür ist derzeit nur eine Leitung mit zwei Kammern im Einsatz, die schon in den 1960er Jahren gebaut wurde und inzwischen saniert werden muss. Der Neubau soll ermöglichen, künftig für Wartungsarbeiten jeweils ein Rohr trocken zu legen.
Bis die neue Leitung fertig ist, darf der alte Düker nicht ausfallen, sagt der Leiter des Stadtentwässerungsbetriebs, Claus Henning Rolfs. In dem Fall könnte die Stadt ihr Schmutzwasser nicht mehr umweltgerecht ableiten: „Wir können nur acht bis zehn Stunden lang aufstauen.“ Solche Probleme habe es bislang nicht gegeben. Deswegen habe sich die Planung auch über Jahre hingezogen. Die erste Idee zum Neubau ist schon 14 Jahre alt.
Der neue Düker sei ein anspruchsvolles Vorhaben, sagt der Projektleiter beim Entwässerungsbetrieb, Bauingenieur Peter van Hoof. Die Stützwände müssen bis in 40 Meter Tiefe reichen, um Grundwasser abzuhalten. „Die Baugrube ist sehr tief und der Vortrieb wird kilometerlang“, sagt der Techniker. Dabei seien Abweichungen nur im Zentimeterbereich erlaubt. Das Rohr muss präzise die Zielgrube am Klärwerk bei Meerbusch-Ilverich treffen.
Wie sich später der sichtbare Teil der Anlage auf dem Deich darstellen wird, ist im Prinzip wenige Meter entfernt bereits zu sehen. Dort steht der Zugang zum Schacht des alten Dükers. Er ist offen gebaut, damit sich keine Gase im Arbeitsbereich an Ventilen und Schiebern ansammeln, erläutert van Hoof.
Die neue Röhre — bis zu sechs Meter unter dem Rhein — wird 1,8 Meter Durchmesser haben, die bestehende ist mit 3,8 Höhe bedeutend größer. Sie ist zusätzlich in zwei Hälften geteilt. Jeweils eine Hälfte sollte für Wartungsarbeiten leergepumpt werden können, erläutert Claus Henning Rolfs. Dieses Konzept aus den 1960er Jahren sei allerdings nicht aufgegangen. Die innere Trennwand sei nicht völlig dicht. Vor allem aber sei ein Arbeiten so nah am unter Druck stehenden Düker nach heutigen Maßstäben viel zu gefährlich: „Wer dort unten ist, muss im Notfall 500 Meter laufen, bevor er in Sicherheit ist.“