Wildes Düsseldorf: Wanderfalke hat die Großstadt entdeckt

Bedrohte Vogelart hat innerhalb von knapp 20 Jahren in Düsseldorf 88 Jungvögel großgezogen.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Sie galten in NRW als ausgestorben: Wildkatze, Lachs und Biber. Jetzt sind sie wieder da, in der Eifel, im Rhein und im Münsterland. Auch der Wanderfalke, lange Zeit auf der roten Liste, ist zurückgekehrt. Nicht in irgendeiner entfernten Region, sondern mitten in Düsseldorf zwischen dem Klärwerk Düsseldorf-Nord und dem ehemaligen Stora-Enso-Gelände im Süden brüten mittlerweile sieben Paare.

Foto: Sergej Lepke

Erstmals wurde 1994 am Rheinturm ein Wanderfalke gesehen. gesichtet. Als dem Felsenbrüter ein Jahr später ein Nistkasten an der Lausward angeboten wurde, blieb das Paar. Ein zweites kam zum Kühlturm der Müllverbrennungsanlage, ein weiteres an den Kamin der Papierfabrik von Stora Enso. Nach dem Abriss der Papierfabrik wanderte dieses weiter an einen Vodafonemast. Den Falken war’s egal.

Denn Wanderfalken sind reine Luftjäger, die quasi nie den Boden berühren. Und so haben sie auch drei Brutkästen in Düsseldorfer Kirchtürmen okupiert: im Turm der Rochuskirche (seit 2001), im Turm der Suitbertuskirche in Bilk (seit 2007) und seit kurzem auch im Turm Friedenskirche.

Im Rahmen der Sommertour „Wildes NRW“ des Parlamentarischen Staatssekretär Horst Becker stellte Bernd Bäumer von der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz nun den Bilker Standort vor.

Dort ist derzeit der Bruterfolg besonders groß. Drei Kücken sind geschlüpft und werden jetzt von den Eltern auf ihr Leben als Greifvogel, der seine Beute ausschließlich im Fliegen fängt, vorbereitet. Viel zu sehen ist allerdings nicht — nur ein Nistkasten voller Kot, Knochen und Federn.

Denn die Bewohner sind im sprichwörtlichen Sinn ausgeflogen. Als die Besuchertruppe noch unten am Fernrohr steht, hockt die Falkenmutter auf dem Dach, auch zwei Jungvögel sind zu sehen. Später sind sie ferne Schatten am Himmel, nur ihre Rufe sind weit zu hören.

Seit 1995 haben 88 Jungfalken in Düsseldorf die Nester verlassen. Und dass in der Stadt sich relativ regelmäßig Nachwuchs einstellt, liegt an der Standorttreue der Vögel. Vor allem die Männchen bleiben — wenn möglich — dort, wo sie geboren sind, erklärt der Vogelkenner.

Die Weibchen sind reiselustiger, fliegen manchmal auf der Suche nach einem neuen Quartier (oder Partner) tausend Kilometer weit. Das alles hat man erst herausgefunden, seit die Vögel nach dem drastischen Einbruch des Bestandes in den 1970er Jahren beringt und regelmäßig untersucht werden.