Stadt will profitablen Flughafen behalten — Belegschaft atmet auf
Verdi warnt vor Verkauf und Billigjobs, OB Geisel bekennt sich zum Anteil der Stadt.
Düsseldorf. Es waren nur anderthalb Sätze mitten in der Etatrede im Stadtrat, die in der Politik auch gar keine weitere Beachtung fanden. Verdi und den Flughafen-Betriebsrat aber haben sie in höchste Alarmbereitschaft versetzt. „Müssen wir eigentlich den Flughafen zur Hälfte in kommunaler Regie führen?“, hatte — wie berichtet — FDP-Fraktionschefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gefragt.
„Gerade, weil die anderen Parteien da nicht laut widersprochen haben, herrschte eine große Verunsicherung unter den Mitarbeitern“, sagt Verdi-Verkehrsexperte Peter Büddicker, der auch im Aufsichtsrat des Flughafens sitzt. Und deshalb sagten die Vertreter von 2400 Mitarbeitern am Donnerstag noch einmal, was sie von Privatisierungsplänen halten: „Nichts. Es gibt richtig Ärger, falls das in Düsseldorf ein ernstes Thema werden sollte“, warnt Markus Paulich, der Vorsitzende des Betriebsrates am Flughafen.
Das wird es aber vorerst nicht. Denn nicht nur die großen Parteien CDU und SPD erteilten einem Anteilsverkauf am Flughafen (der Stadt gehören 50 Prozent, siehe Kasten) eine Absage. Auch der neue OB Thomas Geisel machte unmissverständlich klar, dass dies „überhaupt kein Thema für uns ist“. Denn der Flughafen, an dem Lugder Dohm seit wenigen Wochen neuer Chef ist, ist hochprofitabel und spült richtig viel Geld in die Stadtkasse: 2013 waren es 18,3 Millionen Euro, die Hälfte des Jahresüberschusses, in diesem Jahr wird es mindestens so viel sein.
Die Tatsache, dass der größere Anteil am Gewinn mittlerweile im sogenannten Non-aviation-Geschäft, also in den über 70 Geschäften, der Gastronomie und den Parkhäusern gemacht wird, lassen die Arbeitnehmervertreter als Verkaufsargument nicht gelten. „Private wollen stets den höchsten Profit. Unser stadtnaher Flughafen ist aber sehr stark reglementiert — politisch und rechtlich“, sagt Büddicker, und fragt: „Was macht denn ein Privater, wenn der Flughafen etwa mit seinem Antrag auf mehr Flugbewegungen nicht durchkommt? Dann versucht er, mehr Geld von innen herauszuholen, heißt: er spart beim Personal.“
Das zu verhindern, sei eine Pflicht der Stadt. Büddicker: „Man kann nicht einen besseren Flughafen mit feinen Airlines als Ziel ansteuern und dann prekäre Arbeitsverhältnisse zulassen.“
Was daraus resultiere, habe man zuletzt an den massiven Probleme bei der Gepäckabfertigung gesehen, als Passagiere lange auf ihre Koffer warten mussten. Die Gepäckabfertigung liegt — auf Wunsch der Airlines — zu fast 90 Prozent bei der privaten Gesellschaft aviapartner aus Belgien. Die Pannen waren Wasser auf die Mühlen von Verdi und Betriebsrat: „Die Probleme sind keineswegs vor allem technischer Natur, sondern der Abfertiger investiert einfach zu wenig in Mitarbeiter und Geräte“, sagt Büddicker, das Personal arbeite oft „am Rande seiner Fähigkeiten“. Und das dürfe in Lohausen nicht weiter einreißen.